Napoleon und die Frauen

Napoleon und die Frauen
Napoleon und die Frauen
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Carola Krauße-Reim
8101

Sachbuch-Couch Rezension vonJan 2022

Wissen

Jedes Porträt umfasst nur wenige Seiten, zeigt aber immer die einschlägigen Details der Biografien und vor allem immer die ganz unterschiedliche Beziehung zu Napoleon.

Ausstattung

Trotz des extrem kleinen Formates könnte man das Büchlein als durchweg gelungen bezeichnen, wenn da nicht die Orthografiefehler wären.

Informative Kurzporträts

Vor 200 Jahren verstarb Napoleon Bonaparte auf St. Helena, der Mann und Despot, dem man nachsagte, dass seine Geliebte Frankreich sei und den „das weibliche Geschlecht nicht anzuziehen vermag“. Caroline Vongries hat sich 14 Frauen im Umfeld dieses widersprüchlichen Mannes gewidmet, ihre Beziehung zu ihm untersucht und gleichzeitig ihre Persönlichkeit beleuchtet.

Familie, Widersacherinnen und Chronistinnen

Auch wenn Napoleon den Mythos des einsamen Kriegsherren gerne aufrecht erhielt, war er immer von Frauen umgeben, hatte zahlreiche Affären und war zweimal verheiratet.

Vongries zeigt Frauen, die ihn geliebt, gehasst oder ihm gedient haben. Jedes Porträt umfasst nur wenige Seiten, zeigt aber immer die einschlägigen Details der Biografien und vor allem immer die ganz unterschiedliche Beziehung zu Napoleon. Wir lernen u.a. seine Mutter Letizia kennen, die ihn noch als 17-Jährigen mit der Peitsche (!) züchtigte, seine beiden machthungrigen Schwestern, seine große Liebe Joséphine, die er persönlich zur Kaiserin krönt, die adoptierten Töchter, die Geliebte Maria Walewska und seine zweite Frau Marie Louise, die ihm den ersehnten Sohn schenkt.

Seine Gegnerinnen, wie Königin Louise von Preußen oder Anne Germaine de Staël sind genauso porträtiert, wie Frauen, die als Chronistinnen über das Leben am Hof berichten, allen voran Laure Junot und Claire de Rémusat. Ihre Biografien zeigen aber auch viel vom Menschen Napoleon, der so vielschichtig war, wie die Frauen, die ihn umgaben: Machthungriger Despot, Kaiser, Feldherr, aber auch verliebter Mann, Vater, Sohn und Bruder. Vongries beschreibt in ihren Darstellungen hauptsächlich längst Bekanntes, das aber in kompakter und dennoch ausreichender Form. Schön ist, dass alle Frauen durch ein zeitgenössisches Porträt gezeigt werden, das sowohl den Text ergänzt als auch aus einem Namen eine Persönlichkeit macht.

„Spektrum der Frauenleben“?

Im einleitenden Kapitel beschreibt Vongries die „versammelten Frauenpersönlichkeiten“ als „Spektrum von Frauenleben“ im 18. und 19. Jahrhundert. Allerdings kann sich das nur auf Personen des Adels beziehen, denn die Biografie einer Frau aus einem anderen Stand sucht man vergeblich. Selbst Mutter und Schwestern Napoleons wurden in den Adelsstand erhoben. Doch im Rahmen dieser Einschränkung, scheinen die „Frauenleben“ repräsentativ zu sein. Die Moral hatte keinen zu hohen Stellenwert, eheliche Treue sucht man meistens vergebens und Machthunger oder den Willen Einfluss auszuüben, verspürten sie alle.

Kleine Kritikpunkte

Trotz des extrem kleinen Formates könnte man das Büchlein als durchweg gelungen bezeichnen, wenn da nicht die Orthografiefehler wären - schon auf den ersten Seiten wird der Code Napoléon falsch geschrieben. Irritierend ist auch der konstant durchgehaltene Gebrauch des Präsens, was für Biografien verständlicherweise eher unüblich ist und bei Rückblicken zu grammatikalischen Problemen führt.

Fazit

Ein sehr interessantes Buch mit gut aufbereiteten Porträts, aber auch mit kleinen Schwächen, die allerdings den Lesegenuss der Biografien von 14 Frauen rund um Napoleon nur wenig schmälern. Wer kurz und bündig Personen kennenlernen will, die Geschichte geschrieben haben, aber von ihr bis jetzt schmählich vernachlässigt wurden, ist hier genau richtig!

Napoleon und die Frauen

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