In 80 Meerestieren um die Welt

In 80 Meerestieren um die Welt
In 80 Meerestieren um die Welt
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Julian Hübecker
7101

Sachbuch-Couch Rezension vonJul 2023

Wissen

Die Texte sind zwar informativ, verlieren aber oft den Fokus auf das angesprochene Tier. Auch stimmt die Chemie nicht immer mit den Bildern.

Ausstattung

Die Bilder sind sehr gelungen und farblich beeindruckend. Im Aquarellstil gemalt, passen sie zum Wasserthema, lassen aber hier und da Realismus vermissen.

Das Buch gleicht einer Farbexplosion

Schaut man sich die Lebensräume an Land an, so gibt es kaum noch weiße Flecken, die der Wissenschaft verborgen geblieben sind. Taucht man jedoch hinab in die Weiten der Ozeane und Meere, so dürfte das Unerforschte bei weitem das Erforschte übertreffen. Insbesondere die Tiefsee gleicht auf dem ersten Blick einer Wüste, auf dem zweiten eröffnet sich jedoch eine Fülle an Arten – der Großteil ist bisher unentdeckt.

Nach den Erfolgen von In 80 Vögeln um die Welt, In 80 Bäumen um die Welt und In 80 Pflanzen um die Welt werden nun die Meerestiere genauer unter die Lupe genommen. Unterteilt ist das Buch in die Kapitel „Atlantischer Ozean“, „Mittelmeer“, „Indischer Ozean“, „Pazifischer Ozean“, „Karibisches Meer“ und „Polarmeere“, wodurch die weltweiten Salzwasserwelten abgedeckt sein dürften.

In bekannter Manier werden unterschiedliche Tiere auf je einer Doppelseite vorgestellt und illustratorisch begleitet. Für den thematischen Inhalt sorgt die bekannte Meeresbiologin Helen Scales, die bereits einige Sachbücher veröffentlicht hat. Für die farbkräftigen Bilder sorgt Marcel George, der für seine Aquarellbilder bekannt ist und diese hier auch gekonnt in Szene setzt. Manche Tiere bekommen zusätzlich eine Doppelseite, wo sie nochmal verbildlicht werden – etwa ein Weißer Hai, der aus dem Wasser springt.

Außen hui. Und innen …?

Stets sind die Bücher dieser Reihe aus dem Laurence King Verlag äußerlich sehr ansprechend gestaltet. In diesem Fall werden die Meeresbewohner mit einem bläulichen Hintergrund am Rand des Schutzumschlages angeordnet und geben einen Eindruck über die Wesen, die vorgestellt werden. Nach eigenen Angaben hat sich Helen Scales auch sehr schwergetan, 80 Arten auszusuchen – wobei man festhalten muss, dass sie es sich dann doch sehr leicht gemacht hat und nicht einfach diese 80 Arten, sondern teilweise ganze Tiergruppen gewählt hat. Das mag kleinlich klingen; die Vorgehensweise führt aber dazu, dass sie in ihren Informationen selten zum Wesentlichen kommt.

So werden manche Tiere (etwa der Schwarze Drachenfisch) namentlich nur als Überschrift genannt, im Text dann aber gar nicht mehr. Stattdessen erzählt Helen Scales einiges zu vielen anderen Tiefseefischarten, aber eben nichts zu dem Drachenfisch. Warum hat sie sich dann für diese Art entschieden? Was macht gerade ihn so besonders? Nach diesem Muster geht sie öfters vor und bleibt Antworten zu den Fragen schuldig. Auch das Vorstellen des vor etwa 380 Millionen Jahren ausgestorbenen Mutterfisches passt nicht ins Bild zwischen all den rezenten Arten, die noch heute durch die Weltmeere schwimmen und kriechen.

„Der Ozean ist voller Wunder und Überraschungen.“

Die Auswahl der Tiere ist dagegen insofern gelungen, dass sie viele Tiergruppen einschließt: von Haien über Wale zu Meeresschnecken, Tintenfischen, Muscheln, Krabben, und viele mehr. Allerdings sind nur wenige Überraschungen dabei; vielmehr sind es meist „herkömmliche“ Arten, die man in jedem Tierlexikon oder jeder Tierdoku findet. Diese sind zwar nicht minder interessant, aber sorgen nur für wenige „Wow“-Momente.

Die Illustrationen sind größtenteils gelungen. Die verwendete Aquarelltechnik passt sehr gut zum Unterwasser-Thema, wobei diese Darstellung manchmal zu Ungunsten von Realismus eingesetzt wurde. Manche Bilder, wie die der Pottwale oder des Weißen Hais, wirken dadurch etwas schlampiger dargestellt. Auch stimmt die Harmonie zwischen Bildern und Texten nicht immer: Manchmal sieht man Abbildungen, die im Text jedoch nicht aufgegriffen werden. Beim Schaufelnasen-Hammerhai sieht man neben diesem Tier beispielsweise kleinere Haie, die anders gefärbt sind. Handelt es sich um Jungtiere der gleichen Art, um Weibchen oder tatsächlich um eine andere Spezies? Im Text wird dies nicht erwähnt.

Fazit

Mittlerweile geht diese Reihe schon in die 4. Runde und begeistert jedes Mal aufs Neue. Mit fantastischen Bildern und Texten überzeugen die Bücher auf ganzer Linie. In diesem Fall müssen jedoch ein paar Abstriche gemacht werden. Trotzdem gleicht das Buch einer Farbexplosion, die alleine schon fasziniert. Die informativen Texte sind dazu eine sinnvolle Ergänzung.

In 80 Meerestieren um die Welt

Helen Scales, Leykam

In 80 Meerestieren um die Welt

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