Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens

Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens
Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens
Wertung wird geladen
Julian Hübecker
5101

Sachbuch-Couch Rezension vonDez 2021

Wissen

Fachlich gut zusammengefasst, mit spannenden Beispielen an ausgestorbenen Tieren. Allerdings will beim Lesen keine Verblüffung, kein Staunen aufkommen – und das scheint schon blasphemisch bei all den vergangenen Wundern.

Ausstattung

Leider wurden keine Illustrationen, Fotos oder Zeichnungen genutzt. Nicht jedes Sachbuch braucht das – hier wäre es aber nötig gewesen. Zumindest gibt es ausführliche Anmerkungen am Ende für Interessierte.

Das Leben in all seinen Stationen

Seit 4,6 Milliarden Jahren treibt die Evolution unermüdlich das Leben voran. Wesen von abenteuerlichster Form erschienen auf der Erde und verschwanden wieder, gewaltige Echsen ebenso wie auch katzengroße Pferde. Die Evolution kennt nur eine Richtung – und die endet unweigerlich mit dem Aussterben. Es liest sich wie ein Kuriositätenkabinett, wer alles schon die Bühne betreten durfte. Denn eines ist sicher: Wer einmal einen Blick hineingeworfen hat, der kommt aus dem Staunen nicht mehr raus!

„Der menschliche Gang ist eines der großen unterschätzten Wunder der modernen Welt. (…) Doch niemandem ist es bislang gelungen, einen Roboter zu entwickeln, der die natürliche Anmut und Athletik eines ganz normalen Menschen beim Gehen imitieren kann.“

Das Leben auf der Erde begann ungemütlich: Der junge Planet tobte viele Millionen Jahre, sodass die Entstehung des Lebens erst nicht möglich war. Doch sobald er sich beruhigte und die Ozeane als frühe Brutstätte in Frage kamen, taten sich die ersten Zellen hervor, bereit, von der Evolution geformt und weiterentwickelt zu werden. Seitdem entstanden Mehrzeller und bereiteten so eine Fülle an Möglichkeiten vor, die schließlich zu uns Menschen führten.

Doch wer denkt, nun ist Endstation, dem muss klar werden: Jede Art, die wir kennen (inklusive Homo sapiens), wird eines Tages aussterben. Sich das bewusst zu machen, ist ein schwerer Akt, weil er viele Fragen in Aussicht stellt, über die man nicht nachdenken möchte. Vielleich ist es sinnvoll, einmal vom selbstgebauten Thron herunterzukommen, und die Tatsachen zu spüren. Denn Henry Gee stellt ganz klar: Die Evolution macht vor keiner Spezies Halt.

Kurz bedeutet noch lange nicht gut!

Dass das Leben seit nunmehr 4,6 Milliarden Jahren ständigen Neuerungen und Veränderungen unterworfen ist, macht eine drastische Kürzung seiner Geschichte nötig. Gerade eine knackige Zusammenfassung sollte eigentlich einen Spannungsbogen schaffen – ja, auch in einem Sachbuch ist das möglich –, der nach Beenden ein Staunen zurücklässt. Und obwohl Henry Gee, Paläontologe und Evolutionsbiologe, die wichtigsten Stationen nebst Katastrophen behandelt, ist das Buch im Endeffekt einfach nicht spannend.

Die Schwierigkeit ist schlicht und einfach das Verständnis. In der Geschichte des Lebens hat man als Wissenschaftler das Glück, dass Lebewesen aufeinander aufbauen, da sie sich aus anderen Lebewesen entwickeln; das heißt, Baupläne haben einen gemeinsamen Ursprung und lassen immer auch Elemente und Strukturen der Vorgänger erkennen.

Dementsprechend ist es unerlässlich, die vielen Tier- und Pflanzengattungen zu nennen, um den konstanten Weg des Lebens zu dem, was heute ist, zu verfolgen. Das tut auch Henry Gee, doch was darüber hinaus das Problem ist: Die vielen, vielen wissenschaftlichen Namen lesen sich sehr anonym. Auch wenn der Autor versucht, diese morphologisch zu beschreiben, so bleibt doch ein großes Fragezeichen. Bilder hätten dem Abhilfe verschaffen können – warum wurde dies nicht genutzt? Die Geschichte des Lebens bietet so viele Wunder, die man gesehen haben muss. Material dazu gibt es mit Sicherheit genug.

Fazit

Tatsächlich hat sich Henry Gee dafür entschieden, die Geschichte des Lebens sehr kurz zu halten. Eigentlich ein kluger Schachzug, der aber nicht aufgeht, da der Informationsgehalt nicht übersichtlich genug ist, um in Staunen zu versetzen.

Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens

Henry Gee, Hoffmann und Campe

Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens

Ähnliche Sachbücher:

Deine Meinung zu »Eine (sehr) kurze Geschichte des Lebens«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
Chernobyl

Der Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl gehört zu den wohl größten modernen Desastern. Das aus heutiger Sicht für viele sicherlich etwas abstrakte historische Ereignis wird in dieser Serie plastisch, real und fühlbar gemacht. Titelbild: © Sky UK Ltd/HBO

zur Serien-Kritik