Die Unsichtbaren

  • DVA
  • Erschienen: Oktober 2022
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Carola Krauße-Reim
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Sachbuch-Couch Rezension vonDez 2022

Wissen

Umfangreiche Recherche führte zu maximalem Wissen zu dem Top-Secret Thema Geheimagentinnen

Ausstattung

Leider fehlen Fotos oder andere Abbildungen

Spannender Einblick in das Leben von Geheimagentinnen

Ann-Katrin Müller und Maik Baumgärtner schreiben neben politisch-gesellschaftlich orientierten Sachbüchern auch Artikel gleichen Inhalts für den Spiegel. Jetzt haben sie sich einem Thema gewidmet, das bisher kaum Beachtung fand, aber dennoch eine Menge über unsere Gesellschaft aussagt. Weibliche Spione gab es seit dem Kaiserreich und gibt es auch heute noch, doch agieren sie nicht nur im Verborgenen, sie sind auch im Bewusstsein der Menschen unsichtbar.

Sehr viel Recherchearbeit war nötig

Das Autorenduo hat sich durch unzählige Schriftstücke in ebenso unzähligen Archiven gewühlt. Vieles musste Seite für Seite durchgearbeitet werden, manches war kaum noch lesbar und anderes größtenteils geschwärzt. Sie lasen Bücher über Geheimdienste, führten zahlreiche vertrauliche Gespräche und sahen sich Spionagefilme an. Aus den gewonnenen Erkenntnissen haben sie ein ebenso spannendes wie ungemein informatives Buch geschrieben, das endlich zeigt, dass auch Frauen erfolgreich Spionage betrieben haben.

Weibliche Spione gab es schon immer

Erst vor kurzem durfte man wieder erfahren, dass die Zeit noch nicht reif sei für einen weiblichen 007. Frauen werden also weiterhin oft nur sexistisch angehauchtes Beiwerk in Form von Bond-Girls in den überaus beliebten Spionage-Filmen bleiben. Doch die Realität sah und sieht anders aus: bereits im Kaiserreich gab es weibliche Spione, die ihre Arbeit bestens erfüllten. Doch ihre Namen und ihre Arbeit sind weitgehend unbekannt. Lediglich Mata Hari dürfte einen gewissen Bekanntheitsgrad besitzen, nicht zuletzt wegen dem Film mit Greta Garbo in der Hauptrolle.

Müller und Baumgärtner arbeiten sich chronologisch durch die Zeit. Sie beginnen im Kaiserreich, als hauptsächlich Frankreich Frauen als Spione einsetzte, gehen über den 2. Weltkrieg mit einer Vielzahl an weiblichen Agenten über zum Kalten Krieg als Amerika, Russland und die beiden deutschen Staaten alles an Spionagetätigkeit aufboten, was nur möglich war; beschreiben die Zeit der linksradikalen RAF und enden in der Gegenwart, in der sich die Spionage auch gegen extremistische Vereinigungen im Inland richtet. Sie zeigen die Vorgehensweise der Staaten, wenn es um die Rekrutierung geht, stellen große Aktionen, wie den Abhörtunnel „Gold“ zwischen West- und Ostberlin vor oder zeigen mit dem Tiergartenmord, dass Spionage noch immer zur politischen Arbeit dazu gehört. Dabei konzentrieren sie sich auf die Frauen unter den Spionen, die ihre ganz eigenen Methoden hatten, wobei die „Waffen der Frauen“ nur bedingt dazu gehörten. Auch Spioninnen hatten technisches und nicht zuletzt psychologisches Wissen, das ihnen die Arbeit ermöglichte. Wie sie vorgingen und was ihre Intentionen waren, ist ungemein fesselnd zu lesen.

Spannend, wie ein Krimi

Gerade weil Frauen nicht dem üblichen Bild eines Spiones entsprechen, sind ihre Biografien und ihre Tätigkeit so überaus interessant. Das Autorenduo stellt verschiedene Spioninnen vor, die unter falschem Namen oder undercover gearbeitet haben. Das ist so spannend und packend, wie ein guter Krimi – vielleicht sogar noch mehr, denn es war und ist Realität.

Was im Untergrund hauptsächlich in den Hauptstädten dieser Welt abläuft, ist manchmal unglaublich und dürfte den Blick auf die ausländischen Botschaften beim nächsten Besuch in Berlin bestimmt ändern. Leider findet man nicht ein Foto oder eine Abbildung im Buch, was es absolut textlastig macht. Doch der eingängige Stil und die vielen persönlichen Schicksale machen das wieder wett.

Fazit

Es wurde Zeit, dass auch die weiblichen Spione eine Stimme bekommen! Maik Baumgärtner und Ann-Katrin Müller sorgen dafür, dass die Existenz der Spioninnen endlich bekannt wird und ihre Arbeit genauso Beachtung findet, wie die ihrer männlichen Kollegen, denn sie haben die Geschichte ebenso auf gute oder schlechte Weise geprägt. Ein spannendes Buch mit einem packenden Thema, das längst überfällig war und alle begeistern dürfte, die sich für Geschichte interessieren.

Die Unsichtbaren

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