Inhaltlich überzeugend
Die Natur ist ein Wirtschaftsfaktor – jedoch einer, der oft ausgebeutet und schließlich verschwendet wird. Viele Schätze nutzen die Menschen seit Jahrhunderten, wenn nicht sogar länger. Insbesondere diese sind es, die noch bis heute traditionell gesammelt und verarbeitet werden. Doch können diese Methoden in unserer globalisierten Wirtschaft bestehen?
„Gehandelt, getauscht oder verschenkt waren diese Dinge durch zahllose Hände gegangen, die Hände von Erntearbeitern, Händlern und Verkäufern, bevor meine eigenen Hände sie berührten.“
Die Häfen dieser Welt werden tagtäglich mit Produkten aus allen Winkeln der Kontinente beliefert – meist mit Naturprodukten. Der Handel boomt, die Natur leidet. Doch oftmals rentiert sich ein globalisierter Handel nicht – entweder weil das Produkt zu selten, unter künstlichen Bedingungen nicht reproduzierbar oder schlicht zu teuer ist. Einige dieser Produkte stellt Edward Posnett vor.
Vielen wird mittlerweile der „Katzenkaffee“ bekannt sein, dessen fleischige Früchte den Verdauungstrakt einer südostasiatischen Schleichkatze passieren muss, um ein gewisses Aroma zu entwickeln, den Genießer weltweit konsumieren wollen. Unbekannter sind vermutlich die essbaren Vogelnester aus Vogelspeichel, die eine Seglerart an Höhlenwände verteilt, wo das Sekret an der Luft aushärtet und so stabil bleibt. Vor allem im chinesischen Raum gilt eine daraus gekochte Suppe als Delikatesse. Dies sind Negativbeispiele, wo die Nachfrage trotz traditioneller Methoden immer höher steigt und die betroffenen Tiere und Populationen darunter leiden.
Andere Produkte dagegen, wie die Eiderdaunen Islands oder die Wolle der Vikunjas aus Südamerika, haben sich gegen die Ausbeutung behaupten können, wenngleich Naturschützer viele Kämpfe ausfechten mussten. Insgesamt sieben natürliche Ressourcen werden präsentiert, die Beziehungen zwischen ihnen und den Menschen herausgestellt sowie die geschichtlichen Hintergründe erläutert.
Zu viel Input
Generell ist dieses Thema sehr faszinierend, da es einen hervorragenden Einblick liefert, um die Nutzung der Natur durch den Menschen und ihre gleichzeitige Ausbeutung zu verstehen. Die Beispiele sind klug gewählt und die Vernetzung der Geschichten gelingt auffallend. Dennoch kommt man beim Lesen wiederholt ins Holpern, weil der Autor es nicht schafft, geradlinig zu erzählen. Die Ausführungen werden oft zugunsten anderer Blickrichtungen unterbrochen, nur um später wieder aufgegriffen zu werden. Das macht das Lesen sehr anstrengend, obwohl Posnett einen angenehmen Schreibstil hat.
Was jedoch am dringendsten fehlt, sind Bilder. Nicht in jedem Sachbuch müssen Bilder vorhanden sein, aber gerade hier wäre es unheimlich spannend gewesen, die Naturprodukte und ihre tierischen Ursprünge in Farbe zu sehen. In jedem Kapitel hätten Fotos die geschichtlichen Hintergründe und die Reisen des Autors ungemein unterstützt und das Buch aufgewertet. Schade, dass darauf verzichtet wurde.
Fazit
Die Kunst der Ernte ist ein Buch, das einen interessanten Einblick in die Nutzung der Natur bietet. Bilder vermisst man hier leider schmerzlich, wären sie doch bei diesem Thema angebracht gewesen.
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