Die größten Rätsel der Kunst

Die größten Rätsel der Kunst
Die größten Rätsel der Kunst
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Carola Krauße-Reim
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonOkt 2020

Wissen

Die beiden Autorinnen verfügen über ein umfangreiches Wissen. Die Vielfältigkeit der besprochenen Kunstwerke ist ein großer Pluspunkt des Buches.

Ausstattung

Jedes Werk ist abgebildet und wird auf ca. einer Seite kurz vorgestellt. Leider scheint die vorliegende Neuauflage ein kleineres Format als die Originalausgabe zu haben, denn die durchweg guten Fotos sind teilweise durch die Buchfalz nicht in Gänze zu sehen.

Kurzweiliger Anstoß zur weiteren Recherche

Eléa Baucheron und Diane Routex entführen den Leser in die Welt der großen Kunst, die ebenso große Rätsel bereithalten kann. Von den alten Ägyptern bis Banksy betrachten sie die bekannten und weniger bekannten Werke, die alle noch ein Geheimnis bergen können, das es zu lüften gilt. Leider scheint die vorliegende Neuauflage ein kleineres Format als die Originalausgabe zu haben, denn die durchweg guten Fotos sind teilweise durch die Buchfalz nicht in Gänze zu sehen und auch die Orthographie ist durch geänderten Zeilenumbrüche wohl ein wenig auf der Strecke geblieben.

Viel Wissen gut verpackt

Die beiden Autorinnen verfügen über ein umfangreiches Wissen, das den Leser sehr kurzweilig unterhält. Jedes Werk ist abgebildet und wird auf ca. einer Seite kurz vorgestellt, wobei natürlich das Augenmerk auf das noch unentschlüsselte Rätsel gelegt wird. Diese Rätsel können sehr unterschiedlicher Natur sein und reichen von der Anonymität des Künstlers bis zu Fragen der Erschaffung und Deutung der Werke. Die Kapitel „Schicksal“, „Identität“, „Erschaffung“ und „Bedeutung“ sortieren das Rätsel-Wirrwarr und entführen den Leser in die Welt der größten noch offenen Fragen.

In „Schicksal“ wird u.a. das Problem der zwei Porträts des Dr. Gachet von Van-Gogh genannt und schon fragt man sich, ob das im Musée d‘Orsay in Paris hängende vielleicht doch eine Fälschung sein könnte. Und – ist das Fresko „Die Schlacht von Anghiari“ von Leonardo da Vinci vielleicht doch nicht zerstört, sondern unter einem Werk von Vasari verschwunden?

Schon nach diesem ersten Kapitel ist der Leser gefesselt und es wird noch besser, wenn nach der Identität von Künstler und Modell gefragt wird. Wer sind z.B. Banksy und Bartholomäus, wer stand Modell für Vermeers „Mädchen mit dem Perlenohrring“? Und natürlich die oft gestellte Frage zur „Mona Lisa“: Wer ist sie eigentlich?  Die tugendhafte Ehefrau des reichen Florentiners Francesco del Giocondo oder doch „eine Frau mit ungebührlichem Lebensstil“?

In „Erschaffung“ wird es mit den Pyramiden von Gizeh und den Nasca Linien in Peru monumental und mit der Decke in der Sixtinischen Kapelle spannend, denn warum wurde dafür ausgerechnet Michelangelo engagiert, der eigentlich Bildhauer und kein Maler war – um ihn zu blamieren?

Über die „Bedeutung“ von Kunstwerken kann man natürlich endlos lang und breit diskutieren, erschließt sie sich doch in den seltensten Fällen auf den ersten Blick. Oft ist sie nur Auftraggeber und Künstler bekannt, wie z.B. bei der „Tapisserie der Dame mit dem Einhorn“ oder Dürers „Melancholica I“, das so viele unentschlüsselte Hinweise enthält, dass es alles andere als eine klar ersichtliche Botschaft hat. Und „Die Liebkosungen“ von Fernand Khnopff wird wohl für alle Zeiten rätselhaft bleiben!

Für jeden ist ein Rätsel dabei

Die Vielfältigkeit der besprochenen Kunstwerke ist ein großer Pluspunkt des Buches. Denn nicht nur die Werke, die jeder Kunstliebhaber kennt, wie eben die „Mona Lisa“, „Las Menias“ oder „Die Arnolfini-Hochzeit“ werden besprochen, auch weniger bekannte kommen zum Zug. So lernt der Leser die Rätsel zu „Mr. und Mrs. Andrews“ von Thomas Gainsborough kennen oder die ungewöhnliche Geschichte von Augustin Lesage, dem Meister der Art brut oder die Brüder Le Nain, die alle die gleiche Signatur benutzten. Durch diese Vielfältigkeit werden die ausgetretenen Pfade der schon bekannten Rätsel verlassen und neue präsentiert, die packend spannend sind und zur tieferen Recherche anregen. Ein kleines Manko hat das Buch aber leider auch – zwar befindet sich im Anhang ein Künstlerregister, doch eine Aufstellung der Museen und Sammlungen, in denen die besprochenen Objekte zu finden sind, fehlt. Denn eines ist sicher – wer hier Blut geleckt hat, will die Originale mit eigenen Augen sehen!

Fazit:

„Die größten Rätsel der Kunst“ ist ein sehr kurzweiliges und spannend zu lesendes Buch, das dem Leser einen kleinen Einblick in die Probleme der Kunstwelt gibt und Fragen stellt, auf die man als Laie nicht automatisch kommen würde. Baucheron und Routex sagen aber selber, dass sie diese natürlich nicht lösen können, sondern lediglich zu kritischer Betrachtung einladen, denn „man muss akzeptieren, dass man den Sinn eines Werkes nie ganz ergründen kann...und lernen, seine rätselhaften Seiten zu schätzen“.

Die größten Rätsel der Kunst

Éléa Baucheron, Diane Routex, Bassermann

Die größten Rätsel der Kunst

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