Die Grimms

Die Grimms
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Julian Hübecker
5101

Sachbuch-Couch Rezension vonJan 2022

Wissen

Viel wird mitgeteilt, dem Geschriebenen fehlt aber die Lockerheit.

Ausstattung

Fantastische Bilder, die den Text etwas auflockern.

Über eine faszinierende Familie

Die Gebrüder Grimm stehen mehr als viele andere für unser Land der Dichter und Denker. Als Sammler und Verbreiter von Geschichten, Erzählungen und Märchen sind sie bis heute unübertroffen. Doch sie sind nicht die einzigen Grimms, die ihren Platz in der Geschichte gefunden haben: Es ist eine ganze Familie, die durch ihre Zeit beeinflusst wurde und andere beeinflusst hat.

„Dieses Buch führt uns in eine Welt, um deren sichtbare Überreste die Menschheit uns Deutsche beneidet.“

Die Grimms haben wahrlich nicht mit ihren beiden bekanntesten Familienmitgliedern, den Brüdern Jacob und Wilhelm, begonnen. Michael Lemster hat die Familie noch früher aufgespürt und lebendig werden lassen, beginnend im 15. Jahrhundert, als sie noch Grym, Grim oder Krim geschrieben wurden, bis hinein ins 20. Jahrhundert, als die Brüder bereits unter der Erde liegen. Die Familie wurde geformt durch die Konventionen ihrer Zeit, die Mitglieder verdingten sich als Bäcker, Bierbrauer oder Wirte, schließlich als Pfarrer und Prediger, waren aber meist sehr belesen und fortschrittlich.

Lemster geht methodisch vor und stellt in einem ersten Kapitel die Familienahnen von 1485-1785 vor, eine Zeit, in der der Dreißigjährige Krieg wütete und Millionen Todesopfer forderte und die Rolle der Kirche auf den Kopf stellte. Auch die Grimms befreiten sich von den kirchlichen Autoritären und legten den Grundstein für ihre spätere Rolle in der deutschen Geschichte. Wie wichtig die Zustände der damaligen Zeit für die Entwicklung der Grimms waren, zeigt auch Lemster, indem er im 2. Kapitel die „Welt und Umwelt der Grimms“ vorstellt. Erst dann kann es auf über 300 Seiten zur bekanntesten Generation der Familie kommen. Es geht dann nicht nur um die beiden Brüder, sondern auch um die anderen Geschwister, wie auch die Beziehungen untereinander. Das alles reiht sich ein in eine faszinierende Geschichte über mehrere Jahrzehnte.

Zu viel des Guten

Ob man nun zu diesem Buch greifen sollte oder nicht, hängt ganz vom persönlichen Geschmack ab: Michael Lemster ist sehr detailgetreu, schweift zeitlich weit aus und beschreibt genau. Das geht aber zuungunsten einer flotten Lesbarkeit, die mir an der ein oder anderen Stelle die Lust am Lesen genommen hat. So ist etwa das zweite Kapitel sehr wichtig, macht das Ganze aber zu sachlich. Man wünscht sich vielmehr einen Sog in die jeweilige Zeit, dass man beim Lesen automatisch die damalige Gesellschaft und Gepflogenheiten kennenlernt, anstatt diese nach lexikalischer Ordnung vorgesetzt zu bekommen.

Was wiederum das Buch auflockert, sind die zahlreichen Bilder, die – in den Fließtext eingebunden – die Grimms selbst oder deren jeweilige Zeit einfangen. Dadurch ist der Bezug größer und nimmt die Steifheit aus dem Geschriebenen. Zusätzlich gibt es am Anfang eine Karte von Mitteleuropa vom Vorabend der Französischen Revolution und am Ende einen Stammbaum der Familie.

Fazit

Michael Lemster hat ausführlich recherchiert und viele Informationen nebst Bildern über die Grimms zusammengetragen. Der Umfang ist dem angemessen, doch all die Informationen reichen hier nicht, um sich vollkommen fesseln zu lassen.

Die Grimms

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