Die Geschichte der Seuchen

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Carola Krauße-Reim
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonMär 2021

Wissen

Ein überaus umfangreiches Nachschlagewerk - kein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest. Es ist viel mehr ein Nachschlagewerk, das unter dem Stichwort des Namens der Seuche eine ausführliche Abhandlung darüber liefert.

Ausstattung

mehr als 1500 Seiten, jedoch sind nur sehr wenige Abbildungen in den Text eingestreut, sodass schon ein ausgedehntes Interesse an dem Thema bestehen sollte, auf die schnelle und großzügig visuell unterstützte Art erlangt man keine Erkenntnisse aus diesem Buch.

Seuchen – ein ebenso interessantes wie beängstigendes Thema

Stefan Winkler (1911-2006) war Mikrobiologe und Mediziner, Professor für Hygiene und Bakteriologie an den Universitäten Hamburg und Jena und Leiter des Hygienischen Institutes in Hamburg. Seine umfangreichen Recherchen und sein immenses Wissen zum Thema Seuchen wurden bereits 1997 in der Erstauflage des vorliegenden Buches deutlich. Jetzt wurde eine neue Ausgabe herausgebracht, die auf dem Text der „verbesserten und erweiterten“ Ausgabe von 2005 beruht.

Seuchen – die Geiseln der Menschheit

Seuchen gibt es schon seit Menschengedenken und seit der Antike sind sie auch dokumentiert. Sie wurden gerne missbraucht um andere Religionen und unliebsame Gesellschaftsgruppen zu diffamieren und waren nicht selten der gern genommene Grund für einen ausgedehnten Konflikt. Seuchen wüteten schonungslos auf der Erde und haben aufgrund fehlender Impfstoffe zahllosen Menschen einen oft grausamen Tod beschert. Stefan Winkler hat alles zusammengetragen, was man über die bekanntesten Seuchen weiß. Von Cholera bis Tanzwut erklärt er die Krankheiten und ihre Geschichte - und geht auch noch auf Biologische Kriegsführung und Bioterror ein.

Mehr als 1500 Seiten geballtes Wissen

„Die Geschichte der Seuchen“ ist durch seinen Umfang von mehr als 1500 Seiten und seinem Aufbau kein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest. Es ist viel mehr ein Nachschlagewerk, das unter dem Stichwort des Namens der Seuche eine ausführliche Abhandlung darüber liefert. Winkle erklärt die Beschaffenheit des Virus, seine Auswirkungen und geht dann ausführlich auf seine Geschichte seit der Antike ein. Dabei bedient er sich einer wissenschaftlich orientierten Sprache.

Obwohl das Buch auf populärwissenschaftlicher Basis angelegt ist, erfordert es Konzentration und auch ein ausgedehntes Interesse an diesem Thema, denn es ist mit nur wenigen schwarz-weiß Bildern extrem textlastig. Immer wieder eingestreute Zitate zeigen, wie die Seuche von Zeitgenossen gesehen und beschrieben wurde. Dabei kann es schon einmal sehr grausam zugehen, wenn z.B. Leo Tolstoi die hygienischen Zustände in einem Lazarett während der Belagerung von Sewastopol schildert oder Girolamo Fracastoro (1478-1553) das Fleckfieber beschreibt.

Besonders erschreckend ist das Kapitel über den Bioterror und die biologische Kriegsführung, die beide Viren und Bakterien für einen Machtanspruch missbrauchen, wie z.B. der Bioterror mit den Milzbrandbriefen nach dem 11.9.2001 oder der Missbrauch von Tularämie-Auslösern im zweiten Weltkrieg.

Natürlich fehlt die Abhandlung zum Sars Cov. 2-Virus, das uns zur Zeit so viel abverlangt; aber vielleicht findet sie Eingang in eine weitere Auflage dieses Nachschlagewerks.

Die letzten mehr als 350 Seiten des Buches sind den Anmerkungen, die u.a. Hinweise auf weiterführende Literatur geben, und einem Personenregister gewidmet.

Fazit

Ein überaus umfangreiches Nachschlagewerk, das einen ausführlichen Überblick über die bekanntesten Seuchen gibt. Die Sprache ist wissenschaftlich aber verständlich, jedoch sind nur sehr wenige Abbildungen in den Text eingestreut, sodass schon ein ausgedehntes Interesse an dem Thema bestehen sollte, auf die schnelle und großzügig visuell unterstützte Art erlangt man keine Erkenntnisse aus diesem Buch.

Die Geschichte der Seuchen

Stefan Winkle, Anaconda

Die Geschichte der Seuchen

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