Die feine englische Art von A-Z

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Carola Krauße-Reim
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonFeb 2020

Wissen

Auch Kurioses ist zu finden. Wenn man aufmerksam liest, weiß man, wie der korrekte Umgang mit „Selfie-Stangen“ ist, wie man sich im „Supermarkt“ benimmt und, wie das angemessene Verhalten beim „Loyalitätstoast“ ist.

Ausstattung

Alle erdenklichen britischen Benimmregeln von A-Z werden hier abgedeckt.

Der englische Knigge

Seit John Debrett 1769 seine erste Ausgabe von „The New Peerage“ herausgegeben hat, wird diese Adelsliste nahezu alle fünf Jahre mit dem neusten Stand veröffentlicht. Ein weiteres Standbein des Debrett-Verlages sind seine Bücher zur britischen Etikette, die in unregelmäßigen Abständen aktualisiert werden und die für Briten seit mehr als 250 Jahren DAS Nachschlagewerk für Fragen der Umgangsformen und des Stils sind.

Von „Ab 18“ bis „Zuneigung, öffentliches Bekunden von“

Egal von welcher Unsicherheit man im Hinblick auf Etikette geplagt wird – der Debrett‘s weiß mit Sicherheit die richtige Lösung. Hier kann man Antworten auf ganz banale Fragen, wie den Verbleib von Kernen nach dem Verzehr von Früchten, finden - aber auch Hinweise auf den korrekten zwischenmenschlichen Umgang. Stichworte, wie „Toleranz“, „Vertrauenswürdigkeit“ oder „Soziales Netzwerken“ sind hierfür Paradebeispiele. Aber auch Kurioses ist zu finden. Wenn man aufmerksam liest, weiß man, wie der korrekte Umgang mit „Selfie-Stangen“ ist, wie man sich im „Supermarkt“ benimmt und, wie das angemessene Verhalten beim „Loyalitätstoast“ ist. Wer bis jetzt nicht wusste, dass dies der Toast auf die Königin, deren Gatten Philip und vielleicht noch den Rest der royalen Familie ist, der hat doch wieder etwas gelernt!

Manchmal ticken die Briten anders

Überhaupt - „Loyalitätstoast“! Obwohl vermutlich auch die meisten Briten nie direkten Kontakt zu ihrem Staatsoberhaupt oder einem Mitglied ihres Clans haben werden, kann man sich doch auf ein unerwartetes Treffen vorbereiten. „Einladungen, königliche“, „Titel“, „Royal Ascot“ und natürlich „Queen, Ihre Majestät die“ sind hier die empfehlenswerten Stichwörter, die es zu studieren gilt, um Fettnäpfchen zu umgehen.

In Bezug auf die Tipps zur korrekten Nahrungsaufnahme, im Speziellen Suppen und Erbsen, muss der Nicht-Brite aufpassen, denn während auf der Insel der Suppenlöffel quer und die Gabel mit den Zinken nach unten benutzt wird (ja, auch bei kullernden runden Erbsen!), wäre das auf dem Kontinent ein schwerer Fauxpas. Wie man mit der (eigentlich nur für Nicht-Schotten üblichen) Frage nach dem Darunter beim Kilt umgeht, erfährt der unkundige Ignorant dann wiederum, wenn er „Kilt-Etikette“ nachschlägt. Hilfreiche Hinweise zum „Brexit“ und der Umgang mit diesem Problem sind nicht nur für die Inselbewohner gut, genauso, wie das Stichwort „Wetter, Reden über“, wobei den Briten schon eine Faszination für dieses Thema eigen ist. Doch bei „Kunst der Verführung“ oder den Tipps zum „Wachbleiben“ ist es dann wieder egal, wo man sich auf dieser Welt befindet.

Fazit:

Es macht einfach Spaß, durch den Debrett‘s zu blättern und sich zwischen „Aftershave“ und „Winde“ (sagen Sie grundsätzlich, es war der Hund, auch, wenn gar keiner da ist) zu schmökern. Manches sollte man nach genossener Erziehung auch ohne Nachschlagewerk wissen, anderes ist etwas antiquiert, wie die richtige Inszenierung der Verlobung, manches für Nicht-Briten etwas kurios, aber immer ist es informativ. Und teilweise blitzt ein bissiger britischer Humor in den kurzen Texten hervor (ich sage nur „Schlangestehen“), der einfach nur köstlich zu lesen ist und dem Debrett‘s dann das bekannte I-Tüpfelchen aufsetzt.

Die feine englische Art von A-Z

Debrett's, Klett-Cotta

Die feine englische Art von A-Z

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