Die Cartiers

Wertung wird geladen
Carola Krauße-Reim
10101

Sachbuch-Couch Rezension vonOkt 2023

Wissen

Allumfassendes Wissen, aber manchmal schon zu detailreich

Ausstattung

Gutes Layout mit vielen Abbildungen, Fußnoten, Bibliografie, Namensregister und vor allem Stammbaum und Zeittafel der Familie Cartier

Von funkelnden Juwelen und familiären Problemen

Der Name Cartier steht auch heute noch für Schmuck und Preziosen der Luxusklasse. Was 1847 mit einem kleinen Laden in Paris begann, wurde schnell zu einem weltbekannten Unternehmen, das bis 1997 in Familienbesitz blieb. Francesca Cartier Brickell ist die Ururenkelin des Firmengründers Louis-François Cartier. Nach jahrelanger Recherche stellt die studierte Literaturwissenschaftlerin jetzt die Geschichte ihrer Familie und des Unternehmens Cartier vor. 

Familien- und Firmengeschichte

Nur durch einen Zufall war es Francesca Cartier Brickell möglich, dieses Buch überhaupt in Angriff zu nehmen. Auf der Suche nach einer Flasche Champagner fiel ihr ein alter Reisekoffer auf, der zu ihrer Überraschung lang verschollene Briefe und Dokumente enthielt. Schon lange interessierte sich die Autorin für die Familiengeschichte und so machte sie sich zusammen mit ihrem Großvater, Jean-Jacques Cartier, daran die Schriftstücke zu lesen. Der inzwischen verstorbene Jean-Jacques gehörte zur vierten Generation der Cartiers, sein Vater hatte mit seinen zwei Brüdern das Unternehmen zu seinem Welterfolg geführt. Durch die Dokumente animiert und durch die Erzählungen ihres Großvaters noch einmal verstärkt, machte sich Francesca Cartier Brickell daran, weitere Recherchen zu betreiben. Sie durchforstete Archive, las unzählige Veröffentlichungen, holte sich Wissen über Juwelen bei Fachleuten ein, fand zahlreiche Fotos in Privatarchiven, auch verschiedener königlicher Familien, und schaffte es so, eine allumfassende Biografie des Unternehmens und der Familie Cartier zu schreiben.

Sehr detailliert und immer interessant

Anders als für Außenstehende, bedeutet für Francesca Cartier Brickell der Name „Cartier“ vor allem Familie. Sie beschreibt die vier Generationen, von Louis-François bis zu ihrem Großvater Jean-Jacques, mit allen ihren Höhen und Tiefen. Wir tauchen ganz tief ein in die private Sphäre der Familie, selbst die Abgründe bleiben uns nicht verborgen. Gleichzeitig ist die Familie natürlich untrennbar mit dem Imperium „Cartier“ verbunden.

Mitreißend beschreibt die Autorin den Weg vom kleinen Geschäft in Paris, neben den Austernständen der „Les Halles“, bis hin zum weltweiten Luxusunternehmen mit den drei großen Filialen in Paris, London und New York. Die mehr als 600 Seiten sind mit so vielen Details gefüllt, dass man manchmal fast schon überfordert ist von den vielen Daten und Namen. Hier kann die beigefügte Zeitleiste und vor allem auch der Stammbaum im Anhang helfen, nicht den Überblick zu verlieren.

Gefühlt wird jede Minute des Unternehmens und der Familie geschildert, doch schafft es Cartier Brickell das immer so interessant und fesselnd zu beschreiben, dass die Jahre von der Gründung bis zum Verkauf von „Cartier“ wie im Flug vergehen.

Fotos und Abbildungen ergänzen den Text

Ein ganz großes Plus sind die unzähligen Fotos und Abbildungen. Sie sind zwar meist sehr kleinformatig, zeigen aber sowohl die Familienmitglieder der einzelnen Generationen und andere diverse private Fotos, als natürlich auch den Schmuck des Unternehmens. Man kann bekannte Persönlichkeiten mit Colliers, Diademen und anderen kostbaren Schmuckstücken betrachten, bekommt aber auch Zeichnungen von den Entwürfen gezeigt, wie auch einzelne Schmuckstücke, die ganz eng mit dem Namen „Cartier“ verbunden sind.

Vor allem die dritte Generation der Familie mit den drei Brüdern Louis, Pierre und Jacques machte das Unternehmen groß und kreierte einige der bekanntesten Produkte von Cartier. Die „Tank“-Uhr oder der, in unterschiedlichen Preziosen genutzte „Panthère“ und auch der „Trinity“-Ring dürften zu den bekanntesten zählen. Die Herzogin von Windsor, Jacky Kennedy, die englische Königsfamilie, indische Herrscher und natürlich bekannte Größen aus Film und Fernsehen, wie Elizabeth Taylor oder Marlene Dietrich, um nur einige Wenige zu nennen, trugen Schmuck von Cartier, ebenso wie die französische Kaiserin Eugénie, die dem Unternehmen kurz nach seiner Gründung im Jahr 1847 zum Durchbruch verhalf.

Neben den faszinierenden Abbildungen lockern aber auch die immer wieder eingestreuten Bemerkungen von Francesca Cartier Brickells Großvater den Text auf. Seine ganz persönliche Sicht der Dinge und die Konzentration der Autorin auf die Familie, machen das vorliegende Buch zu einer sehr persönlichen Biografie der vier Generationen Cartier.

Fazit

Eine Familiengeschichte, die fesselnder nicht sein könnte! Detailreich und mit zahlreichen Abbildungen und persönlichen Bemerkungen versehen, ist dieses Buch nicht nur etwas für Cartier-Fans. Francesca Cartier Brickell dokumentiert neben der Familien- und Firmengeschichte auch ein Stück Weltgeschichte, welche die Trägerinnen und Träger der kostbaren Schmuckstücke nicht selten schrieben. 

Die Cartiers

Ähnliche Sachbücher:

Deine Meinung zu »Die Cartiers«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
Chernobyl

Der Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl gehört zu den wohl größten modernen Desastern. Das aus heutiger Sicht für viele sicherlich etwas abstrakte historische Ereignis wird in dieser Serie plastisch, real und fühlbar gemacht. Titelbild: © Sky UK Ltd/HBO

zur Serien-Kritik