Die acht großen Lehren der Natur

  • dtv
  • Erschienen: Juni 2020
  • 1
Wertung wird geladen
Julian Hübecker
7101

Sachbuch-Couch Rezension vonAug 2020

Wissen

Weniger wissenschaftlich fundiert, dafür emotional, sozialkritisch und intensiv.

Ausstattung

Es fehlt an vertiefenden Beispielen und an Fotos, die das Beschriebene empathischer gemacht hätten.

Betrachtung von der philosophischen Seite

Wer meint, die Natur kann einen nichts lehren, der könnte sich nicht stärker irren. Wer genau hinschaut, der wird Regeln und Gesetze finden, die die Natur funktionieren lassen – selbst im heimischen Garten kann man fündig werden. Der amerikanische Naturforscher Gary Ferguson beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Frage, was die Natur uns beizubringen vermag. In acht Lektionen fasst er zusammen, was wir von der Natur lernen und wie wir dadurch ganz neue Perspektiven gewinnen können – von der Menschheit, aber auch von uns selbst.

„Das letzte Geheimnis der Natur kann die Wissenschaft nicht lösen, räumte der Nobelpreisträger Max Planck 1932 ein. Und zwar darum nicht, weil wir im Grunde selbst ein Teil der Natur sind und also ein Teil des Geheimnisses, das wir lösen wollen.“

Das Buch teilt sich folgendermaßen auf: In der ersten Lektion „Geheimnis“ geht es darum, ein Verständnis für das Geheimnisvolle zu gewinnen, sich dem Unbekannten hinzugeben und dadurch die Entdeckerlust zu wecken. Die zweite Lektion „Zusammenhang“ beschreibt das überwältigende Gefühl, dass alles Lebendige in ständiger Wechselwirkung zueinander steht – wir Menschen inbegriffen. Die dritte Lektion „Vielfalt“ gewinnt besonders in diesem Jahr an Bedeutung: „Je artenreicher der Wald, desto widerstandsfähiger das Leben“ – Corona ist eine direkte Folge schwindenden Artenreichtums, da es Krankheitserreger leichter haben, auf uns überzuspringen. Bei der vierten Lektion „Weiblichkeit“ geht es um „eine Rückbesinnung auf das Weibliche“. Noch immer sind Frauen nicht in allen gesellschaftlichen Bereichen den Männern völlig gleichgestellt – anders in der Natur, wo es oft die Weibchen sind, die für Weisheit und Kraft stehen.

„Fünfundzwanzig Jahre später bin ich überzeugter denn je, dass die Natur – auch in weit kleinerer Dosis, als ich sie am Bechler River erlebt habe – vor allem eine große Kraft besitzt: die Kraft, uns für eine Weile von unserer leidigen Selbstbesessenheit zu befreien.“

Betrachtet man die fünfte Lektion „Mitgeschöpfe“, geht es nicht nur darum, nett zu anderen zu sein, sondern sich anderer Lebewesen bewusster zu werden, anstatt diese rücksichtslos auszunutzen und nicht mehr als lebende Geschöpfe wahrzunehmen. In Lektion sechs, „Nachhaltigkeit“, liegt die Lehre nah: Die Natur verschwendet nichts, alles befindet sich im Zyklus. Die Lektion sieben, „Katastrophen“, lehrt uns dagegen, dass es wichtig ist, nach Tiefen wieder auf die Beine zu kommen und sich auf seine Stärken zu besinnen. Nach Lektion neun, „Gewachsene Weisheit“, schließlich sollten wir lernen, von der Weisheit des Alters zu profitieren.

„Doch die Natur hat uns die wunderbare Fähigkeit mitgegeben zu lernen, was die Welt stark und anmutig macht und was ihr Vitalität verleiht – und wir können das Gelernte auf uns selbst anwenden, in uns aufspüren und fördern.“

Gary Ferguson gibt in seinem Buch Die 8 großen Lehren der Natur keine stumpfen Fakten, sondern eher Weisheiten von sich, die er während seines Lebens gewonnen hat. Es ist erst gewöhnungsbedürftig, da es einen starken philosophischen Charakter hat. Doch Fergusons Ausführungen sind schlüssig, intensiv erzählt und persönlich. Viele seiner Erfahrungen – unter anderem der Tod seiner Frau – fließen mit ein, weshalb man ihm abnimmt, was er schreibt. Leider fehlt es stellenweise an geeigneten Beispielen, um seine Aussagen tiefgründiger werden zu lassen.

Vielleicht ist das größte Problem unsere Engstirnigkeit, durch die wir Vieles nur zweidimensional sehen, anstatt alle Blickwinkel zu nutzen. Möglicherweise ließen sich viele moderne Probleme verhindern, wenn man genauer hinschauen, sich auch mal erlauben würde, sich selbst zu hinterfragen. Die Natur kann uns so einiges lehren, gerade auch in philosophischen Dingen.

Fazit:

In Die 8 großen Lehren der Natur vermittelt Gary Ferguson seine Erfahrungen und Erlebnisse als Biologie und fasst sie zu Weisheiten zusammen, die neue Blickrichtungen garantieren. Wer sich drauf einlässt, wird mit Sicherheit der ein oder anderen Lektion etwas abgewinnen.

Die acht großen Lehren der Natur

Gary Ferguson, dtv

Die acht großen Lehren der Natur

Ähnliche Sachbücher:

Deine Meinung zu »Die acht großen Lehren der Natur«

Wir freuen uns auf Deine Meinungen. Ein fairer und respektvoller Umgang sollte selbstverständlich sein. Bitte Spoiler zum Inhalt vermeiden oder zumindest als solche deutlich in Deinem Kommentar kennzeichnen. Vielen Dank!

Letzte Kommentare:
Loading
Loading
Letzte Kommentare:
Loading
Loading

Film & Kino:
Chernobyl

Der Unfall im Atomkraftwerk Tschernobyl gehört zu den wohl größten modernen Desastern. Das aus heutiger Sicht für viele sicherlich etwas abstrakte historische Ereignis wird in dieser Serie plastisch, real und fühlbar gemacht. Titelbild: © Sky UK Ltd/HBO

zur Serien-Kritik