Der Zustand der Welt

Der Zustand der Welt
Der Zustand der Welt
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Julian Hübecker
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonNov 2021

Wissen

Fachlich 1A und eine Mahnung an uns alle: Wir steuern auf eine Katastrophe zu.

Ausstattung

Ein paar Literaturangaben und Tabellen reichen in diesem Falle aus.

Warnung vor dem Kollaps

Der Wissenschaftsjournalist Kurt de Swaaf hat sich den umfassenden großen Biodiversitätsbericht der UN zur Hand genommen und die wichtigsten Aussagen in diesem Buch zusammengefasst. Dieser Status Quo unserer Ökosysteme ist ein ernsthafter Bericht, der klar die Botschaft vermittelt, dass unser Umgang mit den natürlichen Ressourcen ein grundlegendes Umdenken erfordert.

„Der Mensch ist eben nur ein Teil der Natur, komplett in sie eingebettet, auch wenn viele das nicht wahrhaben wollen und auf Sonderrechten beharren. Die gibt’s nicht. Wir können die Biologie unserer Körper nicht umgehen. Hunger verhandelt nicht.“

Der große Biodiversitätsbericht des IPBES (Weltbiodiversitätsrat, eine Organisation der UN) wurde 2019 vorgelegt und ist das Ergebnis einer Auswertung weltweiter Studien, die sich die ökologische Gesundheit unseres Planeten angeschaut haben. Das niederschmetternde Ergebnis war abzusehen; umso unbegreiflicher, dass immer noch zu wenig getan wird, um der Natur mehr Raum zu geben. Der nachhaltige Umgang mit der biologischen Vielfalt ist unerlässlich, um der Menschheit auch langfristig ein Überleben zu ermöglichen. Deswegen ist es wichtig, möglichst viele Menschen mit dem Bericht zu erreichen, um den Druck auf die Verantwortlichen zu erhöhen.

Kurt de Swaaf hat den Bericht auf seine wichtigsten Aussagen heruntergekürzt und mit eindringlichen Worten aufgearbeitet. Im ersten Kapitel „Was die Umwälzungen antreibt“ stellt er die wichtigsten Treiber der Umweltzerstörung vor – etwa Palmöl, dessen Gewinnung Unmengen an Regenwaldflächen frisst, oder die schonungslose Ressourcenentnahme, wie Wasser oder Fische. Im zweiten Kapitel „Wo wir stehen“ wird klargestellt, was wir uns mit unserem derzeitigen Lebenswandel anrichten und wie wir die Umwelt beeinflussen, aber auch, welche Strategien nötig sind, um den Kurs zu ändern. Kapitel 3: „Möglichkeiten“ zeigt auf, welche Szenarien uns erwarten können, und stellt etwa Costa Rica vor, ein Land, das in Sachen Naturschutz vielfacher Vorreiter ist. Schließlich kommt Kapitel 4: „Die Wende“, die nochmal ganz persönliche Worte des Autors beinhaltet.

„Es droht ein Komplettversagen. Das hohe und dennoch unabdingbare Ziel einer würdigen Existenz für alle Menschen, auch die zukünftigen Kinder, ist in einer zunehmend zerstörten Umwelt nicht zu erreichen.“

Dieses Buch ist ein Schlag ins Gesicht! Es zeigt schonungslos unser aller Versagen und ist besonders bitter, weil den politischen und überstaatlichen Organisationen bekannt ist, wie gefährlich dieses Nichthandeln für uns alle sein wird. Kurt de Swaaf beschönigt nichts, sondern findet mit klaren Sätzen genau die Hebel, die weh tun. Er weiß um die Wirkung seiner Worte: Ganz ohne arrogant zu wirken, hebt er besonders wichtige Aussagen hervor. Man ist als gefesselter Leser gewillt, all diese durchdachten Äußerungen zu markieren, um sie bei Bedarf schnell wiederzufinden.

Mehr braucht das Buch schließlich auch nicht: Bis auf ein paar wenige Tabellen ist keine weitere Ausstattung zu finden. Auch wenn ich ein Fan von Bildern oder Grafiken bin, um zum weiteren Lesen zu animieren, so glaube ich auch, dass es hier nicht nötig ist. De Swaaf ist ein Meister der Worte, der mit seinem eindringlichen Appell über den Zustand der Welt zu fesseln vermag.

Fazit

Es ist so einfach wie unausweichlich: Die Natur schließt keine Kompromisse. Entweder man passt sich ihr an oder muss zwangsläufig weichen. Kurt de Swaaf ist schonungslos in seinen Worten und gerade deswegen einer der wenigen, der viele Menschen zu erreichen weiß.

Der Zustand der Welt

Kurt de Swaaf, Terra Mater

Der Zustand der Welt

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