Das Universum in einem Staubkorn

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Sachbuch-Couch Rezension vonDez 2023

Der Kosmos im Menschen.

Im Animationsfilm „Horton hört ein Hu“ entdeckt ein Elefant, dass sich in einem Staubkorn ein ganzes Universum befindet. Wissenschaftsjournalist Joseph Scheppach beweist mit „Das Universum in einem Staubkorn“, dass in dem Film nicht nur Fantasie, sondern auch viel Wahrheit steckt. Staub ist weit mehr als wertloser Schmutz, der weggeputzt werden muss. Das ganze Universum ist aus Staub entstanden und wird wieder zu Staub. Mit dem Urknall beginnt das Sachbuch, mit dem Ende des Universums endet es. Dazwischen gibt es jede Menge Fakten - zum Staunen, Fantasieren und Amüsieren.

Das Universum in einem Staubkorn: Staub von wissenschaftlich bis philosophisch

In 19 kurzen Kapiteln behandelt Autor Scheppach das Erscheinungsbild und die „inneren“ Werte von Staub. Dazu gibt es am Ende der Kapitel jeweils eine Frage, die nicht immer beantwortet werden kann nach dem heutigen Wissensstand, darunter so philosophische wie „Hat Staub Bewusstsein?“ und „Machen auch Außerirdische Staub?“.

Im Mittelteil gibt es ein Feinstaub ABC, das ziemlich deutlich macht, wie schädlich der Feinstaub für den Menschen ist und sogar zu 90 Prozent von ihm selbst produziert wird.

Bilder gibt es im Buch keine, was vielleicht auch der Winzigkeit des behandelten Gegenstandes geschuldet ist. Ein großes Staubkorn ist bis zu 10 Mikrometer groß, die kleinsten sind unter 0,1 Mikrometer. Ein Armhärchen ist zum Vergleich 100 Mikrometer breit.

Das Universum in einem Staubkorn: Ein Blick in Vergangenheit und Zukunft

In Scheppachs Buch erfahren wir, dass nicht nur unser Universum aus kosmischem Staub entstanden ist, sondern dass auch unser Körper zu einem beträchtlichen Teil daraus besteht. Sogar die kulturelle Entwicklung des Menschen verknüpft Scheppach mit Staub: die ersten Schriften wurden in den Sand gezeichnet.

Jeder Bereich der Wissenschaft hat auch mit Staub zu tun: Archäologen erhalten Erkenntnisse über die Frühzeit; da jeder Mensch eine individuelle Staubwolke produziert, könnten Kriminologen und Mediziner daraus entsprechende Schlüsse ziehen, Astrophysiker können damit ins Weltall schauen und Rückschlüsse auf unsere kosmische Zukunft ziehen …

Staub ist „das Gedächtnis der Welt“, abgelagert in Eis, Wasser und Bäumen - und diese Lagerstätten verschwinden stetig, 60 Prozent sind bereits für immer verloren, verursacht durch den Klimawandel. Bei dem spielt auch Staub eine große Rolle – positiv wie negativ.

Scheppachs Sachbuch beweist eindrücklich, dass alles auf unserer Welt miteinander zusammenhängt und wie leicht sie aus dem Gleichgewicht gerät, weil selbst kleinste Teile große Auswirkungen haben.

Das Universum in einem Staubkorn: Mit Staub lässt sich Geld verdienen

Vieles in Scheppachs Buch handelt von neuen Forschungsansätzen, die mithilfe von Staubanalysen möglich sind und bei denen die Wissenschaft noch am Anfang steht. Staub bringt auch neue Berufe hervor: Pyroaerobiologen in der Klimaforschung, Cleanfluencer in den sozialen Medien und Hersteller von Trennstäuben und Teststäuben für die Industrie. Wer ein neues Hobby sucht: das Sammeln von Mikrometeoriten aus dem All ist überall möglich.

Fazit

„Das Universum in einem Staubkorn“ ist ein Füllhorn von Fakten, Anekdoten und Spekulationen. Auf 200 Seiten reißt Wissenschaftsjournalist Joseph Scheppach eine unglaubliche Vielzahl von Themen an. Zu mehr reicht der Platz nicht. Dafür regt das Sachbuch an, selbst die Themen zu vertiefen, die einen interessieren – was kann sich ein Autor mehr wünschen?!

Das Universum in einem Staubkorn

Joseph Scheppach, Goldmann

Das Universum in einem Staubkorn

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