Ägypten – Geschichte in Stein

Ägypten – Geschichte in Stein
Ägypten – Geschichte in Stein
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Carola Krauße-Reim
10101

Sachbuch-Couch Rezension vonAug 2023

Wissen

Zwei vortreffliche Wissenschaftler liefern ultimatives Wissen ab

Ausstattung

Sehr informative Texte mit ausreichend großen und guten Fotos, deren Provenienzangaben aber teilweise im Anhang nachgesehen werden müssen

Zeugnisse einer großartigen Geschichte

Der Harrassowitz Verlag ist bekannt für seine hochwertigen und von Wissenschaftlern verfassten Bücher. Auch mit „Ägypten – Geschichte in Stein“ setzt der Verlag dieses Programm fort und präsentiert ein Sachbuch, das von dem bereits bewährten Team Schlögl – Buxtorf erarbeitet wurde.

Erik Hornung gewidmet

Dr. Regine Buxtorf ist studierte Pharmazeutin, beschäftigt sich aber nebenberuflich mit der Ägyptologie und machte sich vor allem durch ihre archäologischen Fotografien einen Namen. Sie arbeitete an zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen mit und hat zusammen mit Prof. Schlögl bereits mehrere Bücher veröffentlicht. Der im Januar 2023 verstorbene Hermann Schlögl dürfte vielen Ägypten-Interessierten durch seine zahlreichen Monographien bekannt sein, allen voran die zu Echnaton. Nach einer Ausbildung zum Schauspieler, studierte Schlögl u.a. Ägyptologie in Basel. Er verfasste zahlreiche Sachbücher, arbeitete am Lexikon der Ägyptologie mit und war von 1980 bis zu seiner Emeritierung im Jahr 2000 Professor für Ägyptologie an der Universität Fribourg. Das vorliegende Buch widmet er seinem verstorbenen Doktorvater Erik Hornung, einem der ganz Großen in der Ägyptologie und einem der führenden Wissenschaftler zum Thema „Tal der der Könige“ überhaupt.

Stein – das Material der Ewigkeit

Während für Alltägliches auch gerne einmal andere Materialien benutzt wurden, war Stein der Stoff für alles, was für die Ewigkeit geschaffen wurde. So lässt sich die Geschichte Ägyptens bestens an Zeugnissen aus diesem Material nachvollziehen. Im vorliegenden Buch wird das chronologisch getan, also von der Frühzeit als Ägypten unter Namer geeint wurde, bis zur Spätzeit als Alexander der Große das Land am Nil eroberte. Schlögl präsentiert ausgesuchte Artefakte aus den jeweils wichtigen Epochen und erklärt diese in kurzen Beschreibungen. Die Kunstwerke reichen von Schminkpaletten und Schnurösengefäßen der Frühzeit über die wunderbare Holz-Uschepti des Ineni, Bürgermeister von Theben, bis hin zum berühmten „Grünen Kopf“, einem Altersbildnis aus der Spätzeit. Neben den eigentlichen Artefakten wird auch der zeitliche Hintergrund erklärt, sodass eine Einordnung einfach möglich ist. So werden z.B. einzelne Personen, wie Sennefer oder Tutanchmaum herangezogen, um exemplarisch Objekte zu zeigen, oder der historische Hintergrund wird im Artikel mit weiter gefächertem Thema geliefert.  Jedoch sind die Texte wissenschaftlich geschrieben, d.h. es finden detaillierte Beschreibungen statt, die auch Fachbegriffe beinhalten können. Eventuelle hieroglyphische Bezeichnungen oder Texte werden in Hieroglyphen und auch teilweise in Transkription und Übersetzung abgeliefert. Aber, nicht nur Fachleser, sondern auch Laien erhalten Zugang zu den Texten, doch sollten diese schon ein ausgeprägtes Interesse mit eventuellem großem Vorwissen haben, um dieses Buch wirklich genießen zu können.

Nicht nur Bekanntes wird gezeigt

Einige der vorgestellten Werke dürften jedem Interessiertem bekannt sein, wie die kleine Sitzstatue des Pharao Menkaure oder die Köpfe alter Männer aus der Spätzeit. Doch andere könnten weniger berühmt sein, wie der Herzskarabäus des Djed-Chons oder das kleine Uscheptifragment des Sennefer aus dunklem Serpentin. Selbst Tutanchamun wird u.a. durch ein Kopffragment repräsentiert, das nicht unbedingt zu den sonst gezeigten Artefakten von ihm gehört. Diese Vielfalt der Werke macht schon ein Durchblättern des Buches sehr spannend, ein Vertiefen in die dazugehörigen Texte erst recht. Schlögl liefert sogar übersetzte Auszüge aus Texten, die von den vorgestellten Personen selbst abgefasst wurden oder mehr über sie berichten. Wer sich mit der Chronologie Ägyptens oder den erwähnten Abkürzungen in den Literaturangaben nicht so gut auskennt, bekommt dazu im Anhang Erklärungen und eine Zeittafel geliefert.

Wunderbare Fotos

Regine Buxtorf zeigt sich wieder einmal als hervorragende Fotografin. Die meist relativ kleinformatigen Abbildungen sind aber immer ausreichend groß um sich ein umfängliches Bild zu machen. Die Artefakte werden zudem oft aus unterschiedlichen Perspektiven abgebildet, so dass jedes im Text erwähnte Detail gut sichtbar ist. Zwischen den Kapiteln sind zudem doppelseitige Aufnahmen zu sehen, die Landschaften oder wichtige archäologische Stätten zeigen. Schade ist, dass die Fotos selten einen direkten Bildnachweis haben, obwohl durchaus interessant ist, wo sich das dargestellte Werk befindet und vielleicht sogar welche Inventarnummer es hat. Meist muss man allerdings in den Provenienzangaben im Anhang nachsehen, wo man aber auch lesen kann: „Sämtliche Objekte, bei deren Beschreibung nicht auf eine spezielle Sammlung hingewiesen ist, stammen aus Privatsammlungen des 20. Jahrhunderts“. Dennoch, auch wenn man manchmal eben nicht erfährt, wo das Objekt steht, hat man zumindest ein hervorragend gelungenes Foto.

Fazit

Ein Buch für Fachleute wie interessierte Laien gleichermaßen. Hervorragende Fotos begleiten die wissenschaftlich abgefassten Texte, die, chronologisch dargestellt, bekannte und weniger bekannte steinerne Objekte aus allen Zeiten der Geschichte des Alten Ägypten erklären. Optisch und inhaltlich ein wahres Vergnügen, das vielleicht auch zum einen oder anderen Besuch in einem ägyptischen Museum animieren kann.

Ägypten – Geschichte in Stein

Regine Buxtorf, Hermann A. Schlögl, Harrassowitz

Ägypten – Geschichte in Stein

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