Flügelschlag

Spiel-Kritik von Carola Krauße-Reim

Ein Brettspiel mit hohem Spaßfaktor

Wie der Name schon sagt und die Schachtel auch zeigt – es geht um Vögel, genauer gesagt, um die Vögel Nordamerikas. Durch geschicktes Taktieren müssen Vogelkarten im gleichen Lebensraum gelegt werden, damit sie Kombinationsketten bilden und ihre Fähigkeiten optimal nutzen können.

Die Materialien

Die Entwicklerin des Spieles, Elizabeth Hargrave, ist Ornithologin, was sich vor allem bei der Gestaltung der 170 Spielkarten bemerkbar macht. Die Vögel sind so detailgenau und farbecht wiedergegeben, dass man sich durchaus vorstellen kann, sie in der freien Wildbahn wiederzuerkennen. Ganz zu schweigen von den vielen Informationen über jeden einzelnen Piepmatz, die wirklich sehr interessant sind. Neben diesen Karten gibt es noch mehrfarbige Vogeleier, Futterwürfel, Bonuskarten, ein Vogelhäuschen… Zugegeben - man braucht ziemlich viel Material für dieses Spiel. Aber alles ist so liebevoll gestaltet, dass schon das Auspacken und Organisieren Freude bereitet. Dabei ist die Ausstattung des Spiels sehr hochwertig. Hier verknickt nichts so schnell oder zerbröselt nach ein paar Runden in den Händen. Und selbst das Regelbuch und der Anhang sind auf kunststoffüberzogenem Papier abgedruckt. Wenn dann auch noch das Futterhäuschen zusammengebaut ist und die mitgelieferten Schälchen mit dem Futter gefüllt sind, kann es los gehen.

Am Anfang stehen die Regeln – oh je!

Voller Elan habe ich mich auf das 11-seitige Regelheft gestürzt und war erst einmal geschockt, was alles zu beachten ist. So kam mir das Spiel ziemlich kompliziert vor – ist es aber nicht! Gespielt wird mit 2-5 Spielern, wobei es zusätzlich eine Solovariante für 1 Spieler gibt. Das Mindestalter ist mit 10 Jahren angegeben und wegen der Komplexität auch gerechtfertigt. Jeder Spieler bekommt ein Tableau, auf dem er Vogelkarten geschickt spielen muss, sodass Gras- Wald- und Wasservögel möglichst viel Punkte bekommen. Dabei können unterschiedliche Aktionen ausgeführt werden. Bonuskarten und aktivierte Fähigkeiten können den Punktestand noch einmal erhöhen. Gespielt wird über 4 Runden, wobei in jeder Runde eine gezogene Bedingung erfüllt werden muss. Gewonnen hat, wer die meisten Rundenpunkte und zusätzliche Punkte aus anderen Bereichen hat (z.B. Vogeleier). Ich möchte hier gar nicht weiter auf die Anleitung eingehen – nur so viel: Es klingt alles kompliziert und verwirrend, aber lassen Sie sich nicht abschrecken, spätestens beim zweiten Durchgang läuft das Spiel!

Hoher Spaßfaktor mit zusätzlichem Lerneffekt

Hat man sich erst einmal warm gespielt, macht dieses Engine-Building-Spiel wirklich Spaß. Es ist abwechslungsreich und die Interaktion der Spieler bewegt sich auf einem angenehmen Level. Hier werden keine Aggressionen geschürt und der Konkurrenzkampf hält sich in Grenzen. Auch braucht man nicht einen ganzen Haufen an Mitspielern, zu zweit klappt es auch ganz hervorragend.

Wenn man dann über die ganzen Spielaktionen die Informationen auf den Vogelkarten nicht vernachlässigt, kann man noch eine Menge über die Vögel Nordamerikas lernen. Mittlerweile gibt es auch schon verschiedene Ergänzungspakete, sodass der Lerneffekt noch gesteigert werden kann. So wird man z.B. den Azurfink kennenlernen, der, wie sein Name schon sagt, wunderschön blau ist. Oder das Weidengelbkehlchen, das mit nur 18cm Flügelspannweite wirklich winzig ist, im Gegensatz zum kalifornischen Kondor mit seinen 277 cm. Und, dass die Grasammer mit wissenschaftlichem Namen „Passerculus sandwichensis“ heißt, wusste ich auch noch nicht.

Fazit

Ein wunderbares Spiel für Naturliebhaber und Vogelfreunde! Hier stimmt einfach alles, was ein gutes Spiel ausmacht: Material von exzellenter Qualität und Aufmachung, ausreichend komplizierter Spielablauf mit angenehmer Spieldauer von ca. 1 Stunde, Interaktion der Spieler auf gutem Niveau und vor allem ganz hohem Spaßfaktor, verbunden mit einem angenehmen Lerneffekt. Von mir gibt es daher eine uneingeschränkte Spielempfehlung!

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Bilder: Feuerland

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