JFK Revisited

Film-Kritik von Carola Krauße-Reim (03.2022) / Titelbild: © John F. Kennedy Presidential Library

Wer erschoss den amerikanischen Präsidenten?

Am 22.11.1963 wurde der amerikanische Präsident John F. Kennedy in Dallas, Texas erschossen. Lee Harvey Oswald wurde als Tatverdächtiger verhaftet, er dementierte die Tat und wurde kurz darauf ebenfalls erschossen. Das löste Spekulationen über Oswald als Einzeltäter und über einen weiteren Täter aus. Die Untersuchungskommission kam im sogenannten „Warren-Bericht“ zur Erkenntnis, dass Oswald alleine handelte, doch bis heute halten sich diverse Verschwörungstheorien.

Neu zugängliche Akten erhellen die Tat

Eigentlich sollten die Akten, den Mord an J.F.K. betreffend, bis 2029 unter Verschluss bleiben. Doch wurden die Zweifel am Ergebnis der Warren-Kommission bereits in den 1970er Jahren immer lauter, was allerdings erst 2017 und nochmals 2021 dazu führte, dass bisher geheime Akten der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden. Regisseur Oliver Stones Dokumentarfilm basiert auf diesen Akten und auf dem Sachbuch von James DiEugenio.

Welchen Einfluss hatten FBI und CIA?

Oliver Stone zeigt zunächst das Attentat und die Tage danach anhand von Originalaufnahmen. Dann geht er der Frage nach, wer Harvey Oswald war, unter welchen Voraussetzungen die forensischen Untersuchungen stattfanden und zu welchen Ergebnissen die Warren-Kommission kam. Durch die neu erhaltenen Erkenntnisse aus den Verschlussakten werden Widersprüche und Lügen offensichtlich. Die Frage nach einem weiteren Täter wird beleuchtet, genauso wie die Single-Bullet-Theorie und die Ergebnisse der Autopsie Kennedys. Augenzeugen kommen zu Wort, Fotos, Filmaufnahmen und Interviews werden gezeigt.

Im zweiten Teil des Films geht Stone der Frage nach dem Motiv nach. Kennedy wollte eine neu ausgerichtete Außenpolitik und innenpolitisch die Gleichberechtigung aller Amerikaner. Eventuell hat er damit das Establishment brüskiert und politische Seilschaften in Schwierigkeiten gebracht. Stone zeigt mögliche Verstrickungen von FBI und CIA in den Mord an Kennedy und lässt damit das Attentat in einem ganz anderen Licht erscheinen.

Spannend wie ein Krimi

Obwohl „JFK Revisited“ ein Dokumentarfilm ist, ist er spannend wie ein Krimi. Es fällt teilweise schwer neutral zu bleiben, denn die Interviews, Berichte und Filmaufnahmen scheinen sehr überzeugend zu sein. Die Autopsiefotos von Kennedys Leiche sind brutal und zeigen das ganze Ausmaß der Verwundungen.

Schritt für Schritt leitet uns Stone durch die neuen Erkenntnisse. Er scheint eine Unmenge an Lügen und falschen Annahmen gefunden zu haben, weshalb er ein ganz anderes, erschreckendes Bild des Attentats zeichnet. Ob seine Schlussfolgerungen der Wahrheit entsprechen, ist nicht mit abschließender Sicherheit zu sagen, jedoch ist seine Theorie enorm spannend und fesselt ohne Unterbrechung 119 Minuten lang.

Fazit

Ein unglaublich spannender Dokumentarfilm, der neue Erkenntnisse, alte Aufnahmen und Interviews so fesselnd präsentiert, dass es schwer fällt die Neutralität zu wahren. Ob die angenommenen Ergebnisse der Wahrheit entsprechen oder nur eine weitere Theorie zum Mord an J.F. Kennedy sind, muss jeder für sich entscheiden.

"JFK Revisited" - kaufen bei amazon.de

Film & Kino:
I Am a Noise

Die drei FilmemacherinnenMiri Navasky, Karen O‘Connor und Maeve O‘Boyle begleiteten Joan Baez einige Jahre lang. Sie waren bei ihrer Abschiedstournee 2019 dabei, die sie sich anfangs des Films noch gar nicht vorstellen konnte, und erhielten Einblicke in das Leben der Sängerin, wie sie wahrscheinlich bis jetzt kein Außenstehender bekommen hat. Titelbild: © Alamode Film

zur Film-Kritik