Tierisch laut

  • Folio
  • Erschienen: März 2022
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Tierisch laut
Tierisch laut
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Julian Hübecker
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonMai 2022

Wissen

Mehr als man erwartet. Viele interessante Beispiele, die nicht überfordern, sondern einfach faszinieren.

Ausstattung

Aussagekräftige Zeichnungen vervollständigen das Buch. Ein Inhaltsverzeichnis wäre eine sinnvolle Ergänzung gewesen, um schnell zu bestimmten Beispielen zurückspringen zu können.

Farben, Gesänge und Düfte – die Schönheit der Kommunikation

Tiere kommunizieren in vielerlei Hinsicht, vor allem, um sich zu paaren, sich auszutauschen oder um schlicht zu überleben. So manch ein Austausch bleibt uns Menschen bis heute unverständlich – schließlich hat jede Tierart ihre eigene Weise entwickelt, zu kommunizieren. Und das ergibt Millionen von Möglichkeiten, die noch darauf warten, von uns entdeckt zu werden …

„Mithilfe von Kommunikation verschafft man sich wechselseitige Vorteile. Beide Partner müssen davon profitieren, sonst rentiert es sich nicht, ein Kommunikationssystem zu entwickeln.“

So manche Kommunikation ist so penetrant, dass man sie gar nicht übersehen oder
-hören kann; etwa das prächtige Rad des männlichen Pfaus oder der laute Gesang der Amsel. Wenn die Klapperschlange klappert, wissen wir auch, was sie uns damit sagen will, und ein Stinktier mit erhobenem Schwanz … nun, das will wohl keiner von uns herausfinden. Doch dann gibt es noch Nuancen von Bewegungen, Haltungen, Tönen, die sich unserem Gehör entziehen und Gerüchen, die nur wahrgenommen werden können, wenn die Rezeptoren des Empfängers vereinzelte Duft-Moleküle herausfiltern.

Besonders spannend wird es, wenn Tierarten Kommunikationsmittel anderer Spezies übernehmen: So blinken räuberische Leuchtkäfer-Weibchen in einer bestimmten Abfolge, die Männchen einer anderen Art anlocken, um diese zu verspeisen. Ungiftige Nattern-Arten vom amerikanischen Kontinent haben eine ähnliche Schuppenfärbung wie die hochgiftigen Korallenottern; damit sind sie eine deutliche Warnung an Feinde, nicht ihr Glück zu versuchen. All diese Kommunikationssysteme haben sich evolutiv über lange Zeiträume entwickelt. Die Perfektion dahinter wird dadurch zwar verständlicher, aber das Staunen darüber nimmt nicht ab.

Sender und Empfänger

Nach Grenzenlos: Die erstaunlichen Wanderungen der Tiere hat die italienische Wissenschaftsjournalistin Francesca Buoninconti ihr zweites Buch bei Folio veröffentlicht. Diesmal hat sie sich der „wundersamen Welt“ der Kommunikation bedient und diese sehr gut lesbar gemacht. Denn das Feld ist nicht einfach nur auf Sender und Empfänger zu reduzieren, sondern dahinter verbirgt sich eine Wissenschaft, die auch Experten vor Rätsel stellt. Das beginnt damit, dass es eben nicht nur Signale gibt, sondern diese ehrlich oder unehrlich sein können. Auch gibt es neben Signalen noch Cues, Kommunikation über Dritte, Botenstoffe, Pheromone, Allomone und vieles mehr. Zwar beschreibt die Autorin die Begriffe, doch gehen diese im Fließtext schnell unter, sodass die Unterschiede und Definitionen verschwimmen. Ein Glossar wäre nochmal hilfreich gewesen.

Doch auch ohne dieses Hintergrundwissen offenbart sich eine faszinierende Welt. Klugerweise ist das Buch in drei Kapitel unterteilt, die sich mit dem Seh-, Hör- und Riechsinn beschäftigen. Dadurch kann man sich voll auf die Wunder konzentrieren, die sich dahinter verbergen. Am meisten beeindruckt, wie viele Beispiele die Autorin recherchiert hat. Beinahe jede Seite hat mindestens einen Verweis zu wissenschaftlichen Studien zu bieten, derer man sich bei Interesse bedienen kann. Aber auch so weiß Buoninconti die Inhalte sehr gut aufzubereiten und die wichtigsten Informationen erlebbar zu machen.

Passend dazu hat der bekannte Wildlife-Illustrator Federico Gemma schwarz-weiße Zeichnungen beigesteuert, die einige Beispiele anschaulich machen. Diese Bilder sind das Tüpfelchen auf dem i eines sehr spannenden und gut lesbaren Buches.

Fazit

Mit Tierisch laut hat Francesca Buoninconti ein eigentlich komplexes Thema nachvollziehbar und verständlich aufgearbeitet. Die Bilder und ihre Beispiele machen das Werk komplett.

Tierisch laut

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