Tiere ordnen

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  • Erschienen: Oktober 2021
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Tiere ordnen
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Julian Hübecker
6101

Sachbuch-Couch Rezension vonAug 2022

Wissen

Kommt deutlich zu kurz, ist aber auch nicht der Anspruch des Buches.

Ausstattung

Faszinierende und interessante Bilder gibt es hier reichlich.

Es gibt viel zu entdecken

Tiere zu ordnen ist kein modernes Phänomen. Von jeher haben Menschen versucht, diese in Gruppen zu bringen und zu klassifizieren. Die Geschichte dahinter wird in diesem Buch reich bebildert und spannend dargestellt: von Aristoteles bis zu modernen Evolutionsbäumen.

„Die ältesten westlichen Gepflogenheiten bei der Benennung und Klassifizierung von Tieren fußen auf der jüdisch-christlichen Tradition; tatsächlich spielt die Organisation der Tierwelt in der Bibel eine wichtige Rolle.“

Wer hätte gedacht, dass die moderne Klassifikation von Lebewesen unter anderem ihren Ursprung in der Bibel hatte? Wenn man darüber nachdenkt, macht es aber durchaus Sinn: Seit jeher ist der Mensch bestrebt, zu ordnen und einen Sinn hinter allem zu finden. Dass bestimmte Tiere einander ähnlicher sehen als andere, führt ganz automatisch zu einem Klassifikationsgedanken, dem sich selbst Aristoteles nicht entziehen konnte. Auch die Schöpfung an sich ist klassifiziert, als Gott Adam aufträgt, die erschaffenen Lebewesen zu benennen.

Geht man einige Jahrhunderte weiter, wird die Einteilung der Tiere absurder: Bestiarien, handschriftliche und künstlerisch verwirklichte Sammlungen, die Tiere organisierten, wurden immer beliebter. Da war es auch nicht schlimm, wenn die Realität ein wenig zurechtgebogen wurde: je schauriger, desto besser.

Erst als die Tierwelt mit der Erkundung der Erde immer vielfältiger wurde und sich die Frage nach dem Stammbaum allen Lebens stellte, wurde aus der Klassifikation eine Wissenschaft. Die Evolutionstheorie spielte dabei eine wesentliche Rolle, machte sie nämlich klar, dass alles Leben auf einen Ursprung zurückzuführen ist. Doch damit ist die Geschichte noch nicht auserzählt, denn die Genetik ist heute das wichtigste Werkzeug, um Lebewesen gewissen Gruppen zuzuordnen.

In erster Linie: Viele, viele Bilder

Sinngemäß ist das Buch in vier Kapitel aufgeteilt: „Aristoteles, Bestiarien und Kynokephale“, „Ordnung in die Fülle bringen“, „Stammbäume in einer neuen alten Welt“ und „Äußere Muster, innere Mechanismen“, die sich grob nach wichtigen Stationen in der Geschichte der Klassifikation aufteilen. Dazu gibt es anfangs eine wenige Seiten umfassende Erläuterung zu dem jeweiligen Wissensstand der Zeit und einige wichtige Gelehrte werden vorgestellt, die ihren Beitrag zur Entwicklung der Ordnung der Tiere geleistet haben.

Dazwischen gibt es eine Menge Bilder, die um einiges mehr über die Geschichte verraten. Berühmte Auszüge, etwa jene von John James Audubon oder Ernst Haeckel sind darunter, aber auch viele unbekanntere, aber nicht minder interessante. Stets werden die Bilder durch kleine Erklärungstexte begleitet. Alle Darstellungen sind sehr gut erkennbar, meist farbig und historisch einmalig. Alleine das Blättern durch das Buch macht daher schon Spaß, denn es gibt viel zu entdecken.

Inhaltlich wünscht man sich dagegen mehr: Enttäuschend ist zum Beispiel, dass Carl von Linné als Vater der modernen Taxonomie nur kurz erwähnt wird. Andererseits ist der Autor zu beglückwünschen, da er auch die Grenzen der Klassifikation aufzeigt – etwa dort, wo der Nationalsozialismus den Rassegedanken in seine Propagandamaschinerie eingebaut hat, oder als die Sklaverei bestimmte Menschen als austauschbar erachtet.

Fazit

Wie schon auf dem Einband steht, handelt es sich um eine „illustrierte Geschichte der Zoologie“. Dementsprechend bekommt man auch viele spannende Bilder. Dennoch fehlt ein bisschen mehr Input.

Tiere ordnen

David Bainbridge, Haupt

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