Ein ungewöhnlicher Blick auf ein Heimatland.
Wer „Japan“ liest, mag vielleicht zuerst an die pulsierende, bunte Hauptstadt Tokio denken. Oder an Kirschblüten und ebenso reizvolle, wie abwechslungsreiche Landschaften. Doch der japanische Fotograf Toshio Shibata hat sich in seinem Werk bewusst nicht den kulturtypischen Motiven oder gar touristischen Sehenswürdigkeiten zugewandt. In diesem Bildband finden wir ausgewählte Werke vom Ende der 80er Jahre bis heute.
Vom Maler zum Fotografen
Dabei hat die kreative Karriere von Toshio Shibata tatsächlich als Maler begonnen, davon können wir uns auch im Buch überzeugen. Einleitend ordnet Phillip Prodger aber erstmal den in Tokio geborenen Künstler und seine Werke für uns ein. Ein ausführliches und informatives Interview mit Toshio Shibata aus Juni 2023 ermöglicht zusätzliche überaus interessante Einblicke in die Arbeitsweise und die Motivation zu seinem ungewöhnlichen Blick auf sein Heimatland. (Alle Text sind übrigens auf Englisch).
Beinahe trist und kühl muten die Fotos auf den ersten Blick an. Doch ebenso ziehen sie uns durch ihre Bildbestandteile an. Geometrische Formen und Muster stehen im Kontrast zu karger Landschaft. Manchmal sind es nur Farbflächen, die entschlüsselt werden wollen und uns anregen, die Bilder tiefer zu ergründen. Brückenkonstruktionen werden betonte Farbakzente in der Natur. Fremdartige wirkende Geflechte aus Stein, Kunststoff oder anderen Materialien gehen beinahe eine organische Symbiose mit Stein- oder Waldhängen ein. An Staudämmen und Deiche lassen Langzeitbelichtungen die Wassermassen wie Stoffe erscheinen.
Es ist ein anderes Japan, das Shibata hier mit seiner Kamera einfängt, ein Japan, das sicherlich vielen von uns eher unbekannt sein dürfte. Shibata nimmt sich die Natur seiner Heimat vor, Natur die der Mensch verändert hat und weiter verändern wird. Auf 200 Seiten werden wir in seinen Momentaufnahmen Zeuge der Veränderungen, in Farbe und schwarzweiß.
Fazit
Wer das Werk von Toshio Shibata bisher noch nicht kennt und sich für ungewöhnlichere Fotografie begeistern kann, der sollte unbedingt einen Blick auf „Japan“ werfen. Hier erhalten wir eine wunderbar kuratierte Zusammenstellung in hochwertiger Aufmachung.
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