Ode an eine Institution
Pubs, die Kurzform für „Public Houses“, gehen auf eine uralte Art des Gasthauses zurück, die ihren Ursprung bereits in römischer Zeit hat. Die gemütlichen Wirtshäuser sind seit Jahrhunderten feste Bestandteile von Städten und Dörfern im ganzen britischen Königreich und in beiden Teilen Irlands. Doch „die Orte der Zuflucht, der Erfrischung und der Verpflegung“ sind mittlerweile auch in anderen Teilen der Welt in Mode gekommen und so kann man auch in Europa, Amerika und sogar Asien Kneipen mit Ledersofas finden, in denen man ein Ale zu Fish & Chips genießen kann.
„Pubs sind für die Menschen da“ …
… so betitelt John Warland sein Vorwort zum Buch – und er muss es als Gründer der „Liquid History Tours“, Spaziergängen durch Londons Pub-Kultur, ja wissen. Wer jemals in einem britischen Pub saß, weiß dass er mit seinen Ausführungen recht hat und wer einmal in Irland war, kennt bestimmt den Spruch: „Hast Du ein Problem, geh in einen Pub, da wird Dir garantiert geholfen!“. Warland bringt es in seinem Vorwort wirklich auf den Punkt, wenn er beschreibt, dass die Kneipen der „Dreh- und Angelpunkt des örtlichen Lebens“ sind. In ihnen spielen Klassenunterschiede keine Rolle, man unterhält sich, trinkt das Bier oder den Cider, genießt ein köstliches Pubmeal oder hört der oft gespielten Livemusik zu. Leider hat die Pandemie zu einem weit verbreiteten Pubsterben geführt, doch noch immer sind glücklicherweise „The Bull“, „The Crown“, „The Running Footman“ und wie sie alle heißen zu finden. Autor Horst A. Friedrichs und Fotograf Stuart Husband haben 33 Pubs in England besucht und stellen sie uns in Text und Bild vor.
Einmal quer durch England
Die Pubs sind geografisch in die Kapitel „London/Südosten“, „Südwesten“ und „Norden“ eingeteilt. Doch egal wo man sich befindet, alle Pubs sind ein Ort der Gemütlichkeit. Aus historischen Gründen meist etwas düster, mit Buntglas- oder Butzenglasfenstern, abgewetzten Chesterfieldsofas auf Holz oder Steinfußboden, mit Kamin und natürlich bestens ausgestatteter Bar laden sie zum Ausruhen und Austauschen ein.
Doch sie können auch genauso exzentrisch sein, wie die Engländer selbst. Das Dekor kann von ganz klassisch bis kitschig reichen, besteht nicht selten aus alten Fotos, ausgestopften Tieren oder anderem Kram, der sich im Laufe der Zeit angehäuft hat. Doch es gibt auch die etwas anderen Pubs, nicht selten Gastro-Pubs, in denen das Essen eine wesentlich wichtigere Rolle spielt als üblich. Dieser Trend ist relativ neu und so kann es sein, dass man auf einen voll durchgestylten und minimalistisch eingerichteten Raum stößt, wie z.B. im „The Angel at Hetton“.
Friedrich stellt jedes Pub mit seiner Tradition vor. Dabei sind solche, die es schon seit Jahrhunderten gibt und solche, die erst seit wenigen Jahren Gäste begrüßen. Sehr schön ist, dass er die Angabe „Seit ...“ direkt neben den Namen der Pubs vermerkt hat. Sehr schön ist auch die herrlich antike Karte am Ende des Buches, auf der alle Pubs verortet sind. Doch wir erfahren noch viel mehr in den oft mehrseitigen Artikeln zu jedem Pub. Wir lernen die Wirte und Wirtinnen kennen, erfahren Besonderheiten und lesen von Gästen und ihren Meinungen über das Pub.
Die Auswahl der Wirtshäuser scheint mit Bedacht getroffen worden zu sein. Auch wenn sie sich in ihrem Interieur oft ähneln, hat jedes etwas Typisches, sei es das etwas Durchgeknallte im „The Dublin Castle“, die Zapfhähne der etwas anderen Art im „Beavertown Corner Pin“ oder die unzähligen Katzen im „The Bag of Nails“. Ja selbst die eigenhändig von Besitzer James Blunt angebrachten Pissoirs in seinem Pub „The Fox & Pheasant“ sind etwas originell.
Die Fotos sind die Highlights des Buches
Was die Texte schon vermitteln, zeigen die Fotos von Stuart Husband dann sehr eindrücklich. Oft nehmen sie ganze Seiten ein, doch auch die immer kleinformatige Außenaufnahme eines jeden Pubs versteht es, die Stimmung einzufangen. Die kann man dann beim Anblick der Gasträume regelrecht spüren. Mit viel Liebe zum Detail wird der Geist eines jeden Pubs verdeutlicht. Die Fliesen, die alten Tische und Stühle, das Kaminfeuer, die Bilder … machen ein Pub individuell. Die Fotos der Gäste lassen dann erahnen, wer es zu seinem zweiten Wohnzimmer macht. Bei jedem Durchsehen entdeckt man neue Details und ganz schnell blättert man dann zum Ende des großformatigen Bildbandes, um auf der Karte den Pub zu finden. Denn der nächste Aufenthalt in England kommt bestimmt und warum nicht dann einmal im „The Swan & Railway“, „The Dog and Duck“, „Ye Olde Cheshire Cheese“ oder einem anderen Pub mit originellem Namen ein Ale, Bitter oder Stout genießen?
Fazit
Ein wunderbarer Bildband! Friedrichs und Husband huldigen mit ihrer „Reise durch Englands Pub-Kultur“ einer uralten Institution und entführen in die Welt der Gemütlichkeit, wie sie in jedem der unterschiedlichen Pubs zu finden ist. Bleibt zu hoffen, dass die beiden sich auch noch auf die Reise durch Wales, Schottland und Irland machen, denn dort sind garantiert auch jede Menge wunderbarer Pubs zu finden.
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