Audrey Hepburn

Spätestens mit Frühstück bei Tiffany konnte sich Audrey Hepburn als Stilikone etablieren: Ihr Look mit kokettierendem Blick, zum Dutt hochgesteckten Haaren, eleganten Handschuhen, eine lange Zigarettenspitze zwischen den Fingern, und einem den Körper umschmeichelnden, schulterfreien schwarzen Dress hat sich ins kollektive kulturelle Gedächtnis eingebrannt. Dabei war das kultivierte, weltoffene Model noch so viel mehr: Schauspielerin, Tänzerin, Wohltäterin. Modezeichnerin Megan Hess (die im Rahmen ihrer im Prestel-Verlag erscheinenden, eigenen Reihe bereits Größen wie Coco Chanel und Christian Dior einer breiten Leserschaft nähergebracht hat) führt in Audrey Hepburn – Die zauberhafte Welt der Stilikone durch deren bewegtes, von unverhofften Wendungen geprägtes Leben und setzt ihr mit schwärmerischen Illustrationen ein Denkmal.

„Life is a party. Dress like it“

Geboren 1929 als Audrey Kathleen Ruston, beherrschte die spätere Hepburn – Tochter einer niederländischen Adeligen und eines britischen Staatsmannes mit Wurzeln in der Habsburger Monarchie – schnell mehrere Sprachen und bereiste Europa. Nach einer prägenden Zeit auf einem Internat in Kent und dem plötzlichen Weggang des geliebten Vaters entdeckte sie früh ihre Liebe zum Ballett, die sie Zeit ihres Lebens begleiten sollte. 1939 zog Audreys Mutter mit ihr in die Niederlande zurück, da sie aufgrund der politischen Positionierung Großbritanniens die alte Heimat als sicherer empfand. Dennoch musste Audrey Entbehrungen, Hunger und Gefahren erleiden, nachdem die deutsche Wehrmacht einmarschierte und wichtige Versorgungswege abschnitt. Die humanitären Hilfsangebote seitens der UN nach der Befreiung beeindruckten sie nachhaltig. Aufgrund der körperlich schwächenden Belagerungszeit war eine Tanzkarriere fortan leider ausgeschlossen, doch die Bühne erschien dennoch verlockend.

Obwohl sie stets an ihren schauspielerischen Fähigkeiten zweifelte, konnte Audrey sich dank ihrer Ausstrahlung mit kleineren Rollen über Wasser halten, bevor sie von der Schriftstellerin Colette als Hauptbesetzung für die Broadway-Adaption ihres Romans Gigi aus dem nichts wegentdeckt wurde. Es folgten Rollen in Ein Herz und eine Krone und Frühstück bei Tiffany, die sie zum Star machten und ihr zahlreiche Auszeichnungen einbrachten.

Besonders groß war ihr Einfluss in der Modewelt, in welcher sie aufgrund ihres schlichten New Yorker Chic und der späteren Kollaboration und lebenslangen Freundschaft mit Designer Givenchy als etwas gänzlich Neues, Frisches und Wegweisendes auftreten konnte. Dennoch zog Audrey das ruhige, einfache Leben Ruhm und Ehre vor und verlebte eine ihrer glücklichsten Zeiten zurückgezogen mit ihrer Familie in der Schweiz. Ihre letzten Jahre verbrachte sie schließlich als Botschafterin für UNICEF, bevor sie 1993 an einem Gallertkarzinom verstarb.

„For me the only things of interest are those linked to the heart“

Megan Hess führt in knappen, auf das Wesentliche eingedampften Texten durch das Leben einer Leinwandgöttin, die wegen ihrer einnehmenden Natürlichkeit, schlichten Eleganz und ihres vielseitigen Wirkens unvergessen geblieben ist. Hepburns Leben ist alles andere als geradlinig verlaufen, doch ist sie sich selbst stets treu geblieben und hat an jeder Ecke das Beste aus ihrem Schicksal gemacht. Die Texte fassen die wichtigsten Daten ihrer ungewöhnlichen Vita zusammen, balancieren dabei Berufliches und Privates in einem angenehm persönlichen, ansprechenden Stil aus und beinhalten – gehen sie auch nicht allzu sehr in die Tiefe – sicher auch für Kenner die ein oder andere Überraschung. So wird ein intensiver Eindruck dieser Persönlichkeit vermittelt, auch wenn man an den Informationsgehalt nicht allzu hohe Ansprüche stellen darf.

Viel wichtiger als die Texte sind tatsächlich die Bilder der bekannten und gefragten Modeillustratorin: Offenkundig versiert in ihrem Metier, setzt Hess die Silhouette der Hepburn sowie ihre umwerfenden Looks mit fließenden Strichen in Szene und verleiht ihr eine mannequinartige Gestalt. Besonders das filigrane und doch markante Gesicht kommt ausdrucksstark zur Geltung. Das warme, die kraftvollen Schwarz-Weiß-Kontraste untermalende Farbschema mit einer Palette aus Gold, weichem Türkis und einem Klecks Rosa als Eyecatcher für Audreys Lippen, schafft eine Welt, welche die Wirklichkeit bilderbuchartig verklärt und stilisiert, indem es sich zwischen Modemagazin-Finesse und Leinwandtraum bewegt. In Verbindung mit den goldumrandeten Seiten hinterlässt die ästhetische Präsentation des Buches somit einen äußerst charmanten Gesamteindruck.

„How shall I sum up my life? I think I’ve been particularly lucky“

Im Nachwort bedankt sich Hess bei ihren Mitarbeiterinnen und erwähnt, wie bereichernd die Recherche war und wie viele Überraschungen sie dabei erwartet haben. Diese liebevolle Leidenschaft kommt definitiv rüber. Weiterführende Informationen wie Verweise auf informativere Quellen oder Fotos von Hepburn als Vergleich zu den Zeichnungen hätten das Feeling, welches das Buch transportieren soll, deshalb eher gestört. Gerade weil es jedoch durchaus dazu einlädt, sich weiter mit Hepburn zu beschäftigen, hätte man sich dergleichen in einem Anhang sehnlichst herbeigewünscht, um das Buch abzurunden.

Fazit

Audrey Hepburn – Die zauberhafte Welt der Stilikone ist ein liebenswerter und liebevoller Streifzug durch das inspirierende Leben einer einzigartigen Frau, die stets ihren eigenen Weg gegangen ist. Als Sachbuch lässt es sicherlich zu wünschen übrig, doch machen gerade die stimmige Optik und die gefühlvolle Präsentation es zu einem Hingucker.