Atlas des Unsichtbaren

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Kathrin Walther
9101

Sachbuch-Couch Rezension vonMär 2022

Wissen

Ausstattung

Entwicklungen durch die Zeit in Karten

Normalerweise erwartet man von einem Atlas, dass sich in ihm Übersichten zu Ländern mit ihren Grenzen oder die geografischen Punkte von Bergen, Flüssen und Meeren befinden. James Cheshires und Oliver Ubertis „Atlas des Unsichtbaren“ hat mit dieser Art Atlanten jedoch nur wenig zu tun und auch die Karten wollen kein geografisches Wissen vermitteln. Viel mehr zeigen sie Vorgänge und Entwicklungen aus der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft, die aus den verschiedensten Lebensbereichen stammen und viel über unserer Gesellschaft und unser Leben auf der Erde, den Umgang mit unseren Mitmenschen und unser Verhalten aussagen.

Karten über uns, unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Zunächst gibt es von den Autoren eine kurze Einführung in die Geschichte der Kartografie, in der sie erklären, seit wann Karten nicht mehr nur als geografisches Dokument eingesetzt wurden sondern auch als Veranschaulichungsmittel für Vorgänge und Entwicklungen.

Anschließend geht es mit dem Abschnitt „Woher wir kommen“ weiter. Hier finden sich Grafiken zur Völkerwanderung, zu unserem Erbgut oder auch zu unseren Namen und was sie über unsere Herkunft aussagen.

Im zweiten Teil „Wer wir sind“ geht es dann um unser aktuelles Leben. Es wird gezeigt, wo Leihräder gerne genutzt werden, wie hoch der Lichtlevel in unterschiedlichen Regionen ist oder wie sich die Abwanderung vom Land in die Städte vollzieht.

Im nächsten Kapitel „Wie es uns geht“ wird betrachtet, wie es um unser aktuelles Befinden steht. Dort wird unsere Seelenlage untersucht, gezeigt, welche Regionen besonders stark von Abgaswolken betroffen sind oder wie sehr die Luftfahrt die Atmosphäre verschmutzt. Auch geht es hier um gesellschaftliche Missstände wie etwa Feigheitsausbrüche gegen Frauen, die ungleiche Verteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit zwischen Männern und Frauen oder die Weltuntergangsuhr, die zeigt, wie sehr unsere Erde durch unser Verhalten in ihrer Existenz bedroht ist. Eine ähnliche Entwicklung greift auch der letzte Teil „Was uns erwartet“ auf. Hier wird sich viel mit den Bedrohungen durch den Klimawandel beschäftigt. So geht es um die Entwicklung der Eisströme, den Anstieg des Meeresspiegels oder auch das Bevölkerungswachstum auf unserer Erde.

Ein Buch, dass nachdenklich macht

James Cheshire und Oliver Uberti ist mit ihrem Atlas eine abwechslungsreiche und interessante Zusammenstellung verschiedenster Karten und Grafiken gelungen, die sich mit uns und unserem Leben auf der Erde auseinandersetzen.

Die Karten und Grafiken bieten ein großes Spektrum an Informationen. Zu jeder Abbildung gibt es einen ausführlichen Begleittext, in dem auf das Thema eingegangen wird. Die Karten dienen anschließend zur Veranschaulichung und lassen sich nach der Lektüre des zugehörigen Textes in den meisten Fällen gut nachvollziehen, in manchen Fällen muss man sich jedoch erst mithilfe der Legenden und Informationen in die Abbildung reindenken, bevor man sie versteht. Auch sprachlich sind die Texte relativ wissenschaftlich verfasst und an vielen Stellen werden Fach- beziehungsweise Fremdwörter verwendet, die ein konzentriertes Lesen und auch mal ein Nachschlagen eines Begriffs erfordern.

Die enthaltenen Informationen liefern viele interessante Aspekte und stimmen nachdenklich, was unser Leben auf der Erde und das gesellschaftliche Miteinander betrifft. Die Autoren zeigen anschaulich, was sonst „unsichtbar“ bleibt wie beispielsweise das schon vorhandene Ausmaß des Klimawandels mit seinen Auswirkungen, von denen wir viele heute schon spüren. Auch wird einem nochmal bewusst, wie unausgeglichen die Machtverhältnisse auf der Erde sind und wie Minderheiten weiterhin benachteiligt werden, vor allem, da Politik von der eher privilegierten Bevölkerung gemacht wird.

Fazit

Das Buch beinhaltet viele Informationen, die unser Leben früher, heute und morgen auf der Welt veranschaulichen. Viele Darstellungen stimmen nachdenklich, wo wir mit unserem Verhalten hinsteuern und lassen hoffen, dass die Menschheit doch noch die Kehrwende, vor allem im Klimaschutz schafft, bevor die abgebildeten Zukunftsszenarien Wirklichkeit werden.

Atlas des Unsichtbaren

Oliver Uberti, James Cheshire, Hanser

Atlas des Unsichtbaren

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